Hörspiel über die Enthemmung des mündigen Bürgers im Straßenverkehr

Tote Winkel

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Das Machtgefälle zwischen Verkehrsteilnehmern fördert Emotionen zutage, die sonst hinter zivilisiertem Benehmen versteckt werden. © EyeEm / Klaus Vartzbed
Von Hermann Bohlen · 30.09.2020
Ob zu Fuß, auf dem Rad oder im Auto – auf der Straße reißt die dünne Schicht der Zivilisation. Auf dem Weg von A nach B geschieht mehr mit uns als nur ein Ortswechsel. Aus dem toten Winkel bricht der blanke Hass hervor.
Während Polizisten auf dem Behindertenparkplatz ihren Döner verputzen, begehen kultivierte Menschen Ordnungswidrigkeiten im Minutentakt. Sie verwandeln sich in spuckende, hasserfüllte Personen, denen das Schimpfwort nicht roh und verletzend genug sein kann. Das Machtgefälle zwischen den Verkehrsteilnehmern fördert Emotionen zutage, die wir sonst nie so unverhohlen zeigen: Wut, Lebensangst und Verachtung. Wo es kracht, kommt es nicht nur zu Lackschäden an der Karosserie, der dünne Firnis unserer Zivilisation wird brüchig. Gibt es einen Ausweg aus dem tobenden Gegeneinander hin zu mehr rücksichtsvollem Miteinander? Bevor die Frage mit einem entschiedenen Nein beantwortet werden kann, gehen Autos massenhaft in Flammen auf – die Fiktion sprüht Funken.

Tote Winkel
Von Hermann Bohlen
Regie/Ton: der Autor
Mit: Annemarie Cordes, Hermann Bohlen, Kriminalkommissar Hegenbarth, Thomas Bensler, Hamze Bytyci, Peter Galle, Andrea Gerk, Rita Grundmann, Erhard Grundmann, Max Hoppe, Hartmut Hoppe, Sophia Littkopf, Judith Lorentz, Theo Lorentz, Hanni Lux, Arne Meissner, Matthias Pätsch, Oliver Posener, Andreas Schwiede, Veli Veli, Dominik Wollenweber
Musik: Kinderchor der Staatsoper Unter den Linden, Berlin
Posaune und Klavier: Moritz von Woellwarth, Hermann Bohlen
Produktion: WDR 2019
Länge: 51'20

Nachgestellte Szene zum Verkehrschaos auf den Straßen mit dem Autor Hermann Bohlen. 
Nachgestellte Szene zum Verkehrschaos auf den Straßen mit dem Autor Hermann Bohlen. © WDR / Anja Schäfer
Hermann Bohlen, geboren 1963 in Celle, Hörspielautor und -produzent. 1997 erhielt er den Hörspielpreis der Akademie der Künste für "Prozedur 7.7.0" (SFB 1996), außerdem mehrfach die Auszeichnung der Darmstädter Akademie der darstellenden Künste "Hörspiel des Monats", 2012 den Deutschen Hörspielpreis der ARD für "Alfred C. – Aus dem Leben eines Getreidehändlers" (DKultur/HR 2012). 2009 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste ernannt. Für Deutschlandfunk Kultur realisierte er auch "Wurfsendungen" und zuletzt das Hörspiel: "Die Sprache der Wildschweine: Schweine-Heinz" (Dlf Kultur 2017).