Hörspiel: NSU und die Folgen

Vergesst mich nicht

Eine Gedenktafel an den vom NSU ermordeten Enver Simsek am Tatort in Nürnberg (Bayern).
Eine Gedenktafel an den vom NSU ermordeten Enver Simsek am Tatort in Nürnberg (Bayern). © picture alliance / dpa / Daniel Karmann
Von Laila Stieler · 31.10.2017
Das Wochenende zuhause ist vorüber, die halbwüchsige Semiya wird von Vater Enver zurück ins Internat gebracht. Alles wie immer. Aber es ist das letzte Mal.
Keine 24 Stunden später wird der Blumenhändler mit neun Schüssen ermordet. Die Familie wird brutal aus der Bahn geworfen, observiert, beschuldigt und gedemütigt. In viele Richtungen wird ermittelt: Mafia, Drogenhandel, türkisch-kurdischer Konflikt, ausländische Geheimdienste. Nur an den deutschen Rechtsextremismus denkt kaum jemand. Die Terroristen des NSU mordeten ungestört weiter.
Das Hörspiel ebenso wie das Dokufilm-Drama, das die Autorin unter dem gleichen Titel 2016 verfasst hat, orientieren sich an Semiya Simseks Buch "Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater", das die Tochter des ersten NSU-Opfers 2013 gemeinsam mit Peter Schwarz veröffentlichte. Als eine der ersten sprach sie für die Angehörigen der Opfer und erzählt von dem Leid durch den Verlust des Vaters, aber auch durch die Verunglimpfungen und Verdächtigungen von Behörden und Gesellschaft, die die Familie aufgrund ihres Migrationshintergrunds erfahren musste.

Bearbeitung und Regie: Judith Lorentz
Mit: Nora Abdel-Maksoud, Hürdem Riethmüller, Aykut Kayacik, Hussi Kutlucan, Uli Pleßmann, Florian Lukas, Milan Peschel, Cathlen Gawlich, Andreas Marschner, Jirka Zett, Arnd Klawitter, Rubi Lorentz, Toni Lorentz, Lucie Hartenstein, Charlotte Dieterich, Tanja Wedhorn, Wilfried Hochholdinger, Hüseyin Ekici, Asli Incirci
Komposition: Lutz Glandien
Ton: Peter Avar und Katrin Witt
Produktion: NDR/RBB 2016
Länge: 58'57

Laila Stieler, geboren 1965 in Neustadt an der Orla, ist Autorin, Dramaturgin und Produzentin. Sie schreibt Drehbücher u.a. für die Filme von Andreas Dresen. Für das Buch "Die Polizistin" (2000) erhielt sie den Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und im Folgejahr den Grimme-Preis. Für den Film "Willenbrock" (2005) wurde Stieler mit dem Internationalen Literaturfilmpreis geehrt. Aus ihren Drehbüchern zu "Die Friseuse" (2010) und "Die Lehrerin" (2011) produzierte der RBB die Hörspiele "Ich bin nu ma die Friseuse" (2010) und "Die Lehrerin" (2012), beide in der Regie von Judith Lorentz. Das Dokufilm-Drama "Vergesst mich nicht" von 2016 wurde als zweiter Teil der ARD-Trilogie "Mitten in Deutschland: NSU" ausgestrahlt.