Homer: Ilias (1. und 2. Gesang)
"Man sollte sparsam sein mit großen Worten wie 'Ereignis'. Diese 'Ilias' aber ist ein Ereignis. In jeder Hinsicht: als sprachlich kühnes Kunstwerk, als kulturelle Leistung, als radiophones Glanzstück und, nicht zuletzt, als Herausforderung der formatierten Programmstruktur, in der diese 24 Gesänge gesendet werden, obwohl jeder der Gesänge seiner eigenen Dynamik folgt und damit auch jeweils unterschiedliche Sendelängen beansprucht.
Raoul Schrotts provokant-brillante Neufassung von Homers Epos über den Trojanischen Krieg entreißt das Meisterwerk abendländischer Kultur den staubigen Gelehrtenstuben, löst die Hexameter in drastische Formulierungen auf und macht die antiken Götter, die Krieger, die Schlachten und die Leidenschaften einem heutigen Publikum zugänglich. Dass Schrotts Neufassung scharfe Kontroversen ausgelöst hat, ist bekannt und nicht verwunderlich. Schließlich geht es Schrotts Gegnern um Deutungshoheit und die hermetische Bewahrung klassischer Kultur. Aber dies großartige Hörspiel spricht für sich selbst: Ungeheuer vital, dramatisch und doch fein pointiert in der Strukturierung der akustischen Räume, fesselt die 'Ilias' schon mit den ersten Worten, die der phantastische Manfred Zapatka spricht. Es ist ein wahrer Husarenritt der Sprecherkunst. Denn auch wenn man aus den vielfältigsten Tonlagen, Nuancierungen und Modulationen verschiedene Stimmen herauszuhören meint: Es ist allein Zapatka, der Hunderte von Stimmen und Stimmungen lebendig macht. Mit dem kunstvollen Minimalismus der Regie, der Meisterleistung des Sprechers und der Sprachgewalt des Textes fördert diese exzellent modernisierte 'Ilias' den immensen Reichtum von Homers 'Ilias' zutage." (Begründung der Jury)
mit Manfred Zapatka
HR/Deutschlandfunk 2008
Erstsendung: 25./26.12.2007
mit Manfred Zapatka
HR/Deutschlandfunk 2008
Erstsendung: 25./26.12.2007