Hörspiel des Monats: Der Putsch

In der Begründung der Jury heißt es: »Geschickt nimmt sich das Hörspiel, auf Basis der gleichnamigen Roman-Vorlage von Rainer Aumund, die EU-Korruptionsaffären der letzten Jahre als zeitgenössischen Ausgangspunkt. Es gelingt dem 'Putsch' dabei, die, immer als 'abstrakt' bezeichnete Europäische Bürokratie anhand der Geschichte um einen jungen deutschen Stagiaire, seine Freundin und Kollegen anschaulich zu personalisieren. Dramaturgisch vor allem anfangs gut ausgebaut, regt die Schilderung der Lebens- und Arbeitsumstände des naiven jungen Juristen Marc Kemper, der als Identifikationsangebot für den Hörer erkennbar ist, die Phantasie über die 'wahren Zustände' in der Europa-Bürokratie an, ohne auf das naheliegende Kafka-Klischee zu setzen. Leider wird die spannende Aufklärungsaktion über ein undurchsichtiges Einstellungsverfahren im ersten Teil, im zweiten Teil zu einer nur noch beschränkt glaubwürdigen Staatsaffäre. Auch die Leistung der Sprecher ist sehr unterschiedlich. Während die Hauptfigur überzeugend Unsicherheit, Frische und Desorientierung ausstrahlt, wird Christine, die Freundin, zum Abziehbild eines Dummchens. Die häufig eingesetzte, die Sprecherstimmen oft unnötig übertönende Musik gibt dem 'Putsch' manchmal etwas zu energisch unmotivierten Schwung.

Programmhinweis: Hörspielkalender

Einmal im Monat senden wir im Anschluss an unser Hörspiel am Samstagabend den "Hörspielkalender" mit Informationen über Spielpläne und neue Produktionen, mit Interviews und Berichten aus der Welt des Hörspiels.

Nächster Sendetermin: 16.9.2000