Hörspiel

Harmlos? Größtenteils harmlos!

Von Jochen Meißner · 01.12.2012
Nicht immer, aber immer öfter ploppte in europäischen Hörspielen des Jahrgangs 2012 ein O-Ton von Hitler und/oder Stalin auf wie ein onomatopoetisches "Bang" in einem schlechten Comicstrip.
Meist war das nur als Schockeffekt, Oberflächenreiz oder billige Provokation gemeint, um die hochkulturelle Harmlosigkeit der meisten Produktionen etwas aufzubrechen. Wäre da nicht ein selbstbewusstes und widerborstiges Stück Hörspiel aus Rumänien gewesen, dem man anhörte, dass es nicht Teil eines wohltemperierten Begleitprogramms sein wollte: "Suzana" von Ilinca Stihi nach eine Idee von Werner Herzog. In ihrem zu einem akustischen Faltengebirge aufgetürmten Sounddesign erblühte die blaue Blume einer sehr schwarzen Romantik neu und da störte dann nicht einmal der eine Hitlerstalin-O-Ton.

Mit Ausschnitten aus:

Katinka Baehr, u.a.. 1-Minuutjes (Niederlande)
Peter Blegvad: Use it or Lose it (Großbritannien)
Antonio Fian: Hennir (Österreich)
Jean-Claude Kuner: Schöne Welt, wo bist du? (Deutschland)
Agnieszka Lessmann: Mörder (Deutschland, DLF)
David Zane Mairowitz: Category 5: Wie ich Fats Domino aus dem Hurrikan Katrina rettete (Schweiz)
Eugen Martin: Luft (Deutschland, RBB)
Lars Norén: Skuggor (Schweden)
Ilinca Stihi: Suzana (Rumänien)
Roy Strider: Mässajad (Estland)
Asdis Thoroddsen: Ástand (Island)