Hörspiel: Gesellschaftliche Machtspiele

Quartett. Nach Laclos

Der Dramatiker Heiner Müller. Der DDR-Schriftsteller und Dramaturg Heiner Müller, aufgenommen Ende August 1995 auf dem Helsinki Festival. Das Berliner Ensemble Theater führte dort sein Stück "Quartett" auf.
Der Dramatiker Heiner Müller im August 1995. © dpa / pa / Peltonen
Von Heiner Müller  · 13.01.2019
Ein durchtriebenes Spiel um Anerkennung und Macht. Heiner Müller stellt das Protagonistenpaar aus Laclos' Briefroman "Gefährliche Liebschaften" in eine fiktive Raum-Zeit-Konstellation.
Verführung, Intrige und Rufmord dienen dem Protagonistenpaar Vicomte de Valmont und Madame de Meurteuil in "Gefährliche Liebschaften", dem Briefroman von Choderlos de Laclos (1782), als Strategien im Kampf aller gegen alle. Heiner Müller lässt die Figuren vom Vorabend der Revolution in einem Bunker nach dem 3. Weltkrieg noch einmal auftreten. Sie spielen die alten Affären durch und verkörpern dabei sich selbst wie auch ihre Opfer. Unfähig, den eigenen Untergang vorauszusehen und unfähig, ihn abzuwenden.

Quartett. Nach Laclos
Hörspiel von Heiner Müller
Regie: Hermann Naber
Mit: Hildegard Schmahl, Ernst Jacobi
Ton: Udo Schuster
Produktion: SWF 1981
Länge: 67'15

Anschließend:
Martin Wuttke liest "Ajax zum Beispiel"
(Ausschnitt aus der Gedenkveranstaltung zum Tod von Heiner Müller im Berliner Ensemble, Januar 1996)
Produktion: ORB 1996
Länge: 14'53
Heiner Müller, geboren am 9.1.1929 Eppendorf/Sachsen, gestorben 30.12.1995 Berlin, war einer der einflussreichsten deutschen Dramatiker, Schriftsteller und Lyriker des zwanzigsten Jahrhunderts. Sohn eines Angestellten und einer Textilarbeiterin, machte 1949 Abitur, arbeitete als Journalist, ab 1951 in Berlin. Erste Veröffentlichungen, Mitglied der SED. 1958 Mitarbeiter des Maxim-Gorki-Theaters Berlin. 1961 Verbot der Uraufführung der ‚Umsiedlerin’ und Ausschluss aus dem Schriftstellerverband, Beginn zahlreicher Aufführungsverbote in der DDR. Ab 1976 Mitarbeit an der Ostberliner Volksbühne und am Berliner Ensemble. Ab 1990 Präsident der Akademie der Künste in Ostberlin.
Heiner Müller erhielt zahlreiche Auszeichnungen: den Heinrich-Mann-Preis gemeinsam mit Inge Müller (1959), den Mülheimer Dramatikerpreis (1979), den Georg-Büchner-Preis (1985), (1986), Nationalpreis der DDR 1. Klasse (1986), Kleist-Preis (1990), den Europäischen Theaterpreis (1991) und den Theaterpreis der Stiftung Preußische Seehandlung (1996) postum.
Heiner Müllers Hörspiel ‚Die Befreiung des Prometheus’ (zusammen mit Heiner Goebbels, HR/SWF 1985) wurde mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden und dem Prix Italia ausgezeichnet. Den Karl-Sczuka-Preis erhielten die Stücke ‚Verkommenes Ufer’ (HR 1984) und ‚Wolokolamsker Chsaussee I-V’ (SWR/BR/HR 1989), die ebenfalls von dem Komponisten Heiner Goebbels bearbeitet und realisiert wurden.
Der Dramatiker Heiner Müller
Heiner Müller© dpa / Wolfgang Kluge