Hörspiel: Die Tagebücher des Victor Klemperer (1918–1919)

Leben sammeln (1/3)

Der Romanist und Philologe Victor Klemperer in einer zeitgenössischen Aufnahme
Der Romanist und Philologe Victor Klemperer in einer zeitgenössischen Aufnahme © picture alliance / dpa / Fotoreport Aufbau Verlag
Von Victor Klemperer · 31.07.2024
• Zeitdokument • 1918/19: Nach dem Kriegsdienst hat Victor Klemperer weder Arbeit noch Wohnung. Der Intellektuelle jüdischer Herkunft geht nach München, wo er auf Dichter, Revolutionäre und Schieber trifft. In seinen Tagebüchern hält er alles fest.
Als die Tagebücher Victor Klemperers in den späten 1990er-Jahren erschienen, war das eine verlegerische Sensation. Der 1881 geborene jüdische Romanist und Publizist hatte insgesamt sechzig Jahre lang sein Leben und seine Zeit dokumentiert. In vielen Haushalten finden sich bis heute die drei dicken Bände „Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten: Tagebücher 1933–1945“ über die NS-Zeit. Seine Chroniken wurden zum Bestseller.
Victor Klemperer hat nichts Sensationelles gemacht. Aber er hat ein exemplarisches Leben gelebt. Das ist auch der Reiz seiner frühen Tagebücher aus den Jahren 1918 bis 1932, die vom Deutschlandradio Berlin unter dem Titel „Leben sammeln“ in drei Teilen produziert wurden.
Udo Samel gestaltet die Tagebucheinträge Victor Klemperers in beeindruckender Weise, stets hält er die richtige Balance zwischen Abstand und Nähe zur Figur. Collagen aus Originaltönen vermitteln jeweils akustische Zeugnisse der Realität der beschriebenen Jahre.

Leben sammeln (1/3)
Die Tagebücher des Victor Klemperer (1918–1919)
Von Victor Klemperer
Bearbeitung: Klaus Schlesinger
Regie: Peter Groeger
Mit: Udo Samel
Ton und Technik: Holger König und Monika Steffens
Produktion: DLR Berlin/ORB 1997
Länge: 52'59
Eine Wiederholung vom 03.12.1997

Teil 2 am 7. August, Deutschlandfunk Kultur, 22.03 Uhr
Teil 3 am 14. August., Deutschlandfunk Kultur, 22:03 Uhr

Victor Klemperer (1881–1960), Sohn eines Rabbiners aus Landsberg/Warthe, war ein namhafter Romanist, seit 1920 Professor an der Technischen Hochschule in Dresden, wo er 1935 zwangsentlassen wurde. Von 1945 bis 1960 arbeitete er erneut als Hochschullehrer in Dresden, Greifswald, Halle und Berlin. Berühmt wurde er mit seiner Abhandlung „LTI – Notizbuch eines Philologen“ (1947), in der er die ideologische Verwendung der deutschen Sprache in der Nazizeit analysiert.

Die Tagebücher Victor Klemperers umfassen den Zeitraum von der Weimarer Republik bis 1960. Insbesondere die Jahre von 1933 bis zum Ende des Krieges 1945, in denen er als zwangsemeritierter Professor und verfolgter Jude den nationalsozialistischen Alltag beobachtet, zeigen ihn als wichtigen Zeitzeugen.

Klaus Schlesinger (1937–2001) war Schriftsteller und Journalist. Seit 1971 Prosa, Hörspiele, Reportagen und Essays. 1980 Übersiedlung nach West-Berlin, ab 1992 wieder im Ostteil der Stadt. 1996 Hörspielfassung der Klemperer-Tagebücher 1933–45 „Zeugnis ablegen“ (DLR Berlin/ORB).

Klaus Schlesinger
Klaus Schlesinger © picture alliance / dpa / Markus Wächter
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