Hörspiel des Monats

Frankenstein: Die Geschichte hinter dem Roman

Ein gemaltes Porträt der Schriftstellerin Mary Shelley aus dem 19. Jahrhundert. Sie blickt den Betrachter ernst und frontal an, der Hintergrund ist schwarz.
Frankenstein lebt! Die britische Schriftstellerin Mary Shelley entwarf das Monster © Imago/Leemage
Von Cristin König  · 28.08.2018
Vor 200 Jahren treffen sich in einer Villa am Genfer See fünf junge Leute und entwerfen die Idee für den Roman "Frankenstein oder der moderne Prometheus". Sie sind jung, exzentrisch und wissenshungrig. Eine von ihnen nimmt die Idee besonders ernst. Es ist die zurückhaltende Mary Shelley.
2018 erlebt einen Jahrhundertsommer mit Hitze, Dürre und endlos scheinender Sonne. Ganz anders war das vor 202 Jahren: 1816 gilt als das "Jahr ohne Sommer" und so hat es auch Literaturgeschichte geschrieben. Der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien sorgte rund um die Erde für kühlen Dauerregen, Wind und starke Gewitter - auch am Genfer See, wo eine Runde junger, exzentrischer und wissenshungriger Engländerinnen und Engländer die Bibliothek des Dichters Lord Byron durchstöberte.
Das Ergebnis des Stöberns ist weltberühmt: Die Idee zu Mary Godwin Wollstonecraft Shelleys Roman "Frankenstein oder der moderne Prometheus" ist hier entstanden, die Autorin veröffentlichte das Buch anonym am 1. Januar 1818 in England.
Politische Kontroverse am Genfer See
Die Entstehung dieses Romans ist die Story des Hörspiels "Meine Erinnerungen reißen mich in Stücke" von Cristin König, das im Juni Hörspiel des Monats wurde. Frei nach Motiven aus Mary Shelleys biografischen Notizen hat sie für Deutschlandfunk Kultur in 70 Minuten die Geschichte hinter der Geschichte erzählt: Fünf junge Leute aus England, alle um 20 Jahre alt, treffen sich in der Villa Diodati am Genfer See und diskutieren philosophische und politische Fragen, große und radikale Lebensfragen, auch ihre sehr persönlichen Beziehungsfragen.
Des schlechten Wetters wegen verbringen sie die meiste Zeit in der Bibliothek und stoßen auf deutsche Geistergeschichten. Da, so sagt es die Legende, entwickeln sie gemeinsam die Idee zu einem Schauerroman. Die jungen Männer nehmen die Idee nicht so ernst wie die zurückhaltende Mary, die mit ihrer Stiefschwester Claire in einer freizügigen, frauenkämpferischen und freigeistigen Familie aufgewachsen ist, die auch "Englands First Family of Writers" genannt wird.
Mehr über das Hörspiel "Meine Erinnerungen reißen mich in Stücke", eine Produktion von Deutschlandfunk Kultur 2018, erfahren Sie im Interview mit Cristin König.
Mehr zum Thema