Anschließend:
Das Hörspielmagazin
DSHAN

"Ich habe für mich mal formuliert, dass jedes Stück einen Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sprache leisten müsste, sonst ist es unwichtig", so Lothar Trolle in einem Interview für Theater der Zeit von 2009.
Das ist ihm zweifellos in dem Stück "Dshan" gelungen: sprachgenau, präzise in den Metaphern, stark in unverbrauchten Bildern entwickelt Trolle aus dem mystischen Stoff der gleichnamigen Novelle von Andrej Platonow einen wortgewaltigen Erzählstrom. In dessen Mittelpunkt steht der junge Ingenieur Nasar: Er hat den Auftrag übernommen, das zersprengte dem Tod geweihte Wüstenvolk "Dshan" nach Hause zurückzuführen.
Dem Inhalt angemessen und meisterhaft im Handwerk haben Walter Adler und sein Studioteam die literarische Vorlage für den Funk eingerichtet und umgesetzt. Die Unerschütterlichkeit, mit der Hans-Michael Rehberg als Erzähler eine scheinbar erratische Geschichte präsentiert, die hochkarätige Besetzung aller weiteren Stimmen, der pausenlose, präzise Schnitt, der schnelle atemlose Wechsel zwischen den verschiedenen Stimmen, Erzählebenen und Hörbildern, die sparsamen aber bedacht eingesetzten Gesangseinlagen - besser hätte man die surreal-düsteren Bilder und die Leiden des heimatlosen, getriebenen Nomadenstamms nicht umsetzen können.
Ein an die Schmerzgrenze reichender akustischer Marathon, der die eigentlich in einer früheren Welt angesiedelte Handlung angesichts der momentanen Bilder von Flüchtlingsströmen und Armutsmigration seltsam aktuell erscheinen lässt. (Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste)
Aus dem Russischen von Alfred Frank
Regie: Walter Adler
Musik: Pierre Oser
Mit: Hans-Michael Rehberg, Florian Lukas, Matthias Habich u.v.a.
Gesang: Silvia Mödden
Produktion: SWR 2015
Länge: 76'53''
Regie: Walter Adler
Musik: Pierre Oser
Mit: Hans-Michael Rehberg, Florian Lukas, Matthias Habich u.v.a.
Gesang: Silvia Mödden
Produktion: SWR 2015
Länge: 76'53''