Hörspiel: Der Fahrstuhl zum Chef kommt nie an

Der Mann im Fahrstuhl / The Man In The Elevator

Aufzugdisplay im Hochhaus
Display in einem Aufzug © Deutschlandradio / B.Engelmann
Hörspiel von Heiner Müller  · 02.01.2019
Ein Angestellter ist unterwegs zum Chef, den er in Gedanken "Nummer Eins" nennt. Der Trip endet in Peru. Eine bahnbrechende Produktion.
Ein Angestellter ist im Fahrstuhl zu seinem Chef unterwegs, den er "Nummer Eins" nennt. Die Fahrt von unten nach oben entwickelt sich zu einem Horrortrip, da der Angestellte pünktlich sein will, aber die genaue Etagennummer nicht kennt. Die Zeit gerät aus den Fugen, das Tempo des Fahrstuhls verselbständigt sich. Durch die neue Art mit Text und Musik umzugehen war dieses Hörspiel bahnbrechend.

Der Mann im Fahrstuhl / The Man In The Elevator
Hörspiel von Heiner Müller
Bearbeitung und Realisation: Heiner Goebbels
Mit: Heiner Müller, Arto Lindsay und Ernst Stötzner
Musik: Heiner Goebbels, Ned Rothenberg, George Lewis, Charles Hayward, Fred Frith, Don Cherry, Arto Lindsay
Ton: Mike McMackin
Produktion: ECM 1988/HR 1989
Länge: 42'37

Anschließend:
"Ein Erdbeben an Tönen und Worten" schrieb ein Kritiker 1988 über "Der Mann im Fahrstuhl" das Hörstück von Heiner Goebbels mit dem Text von Heiner Müller. Müller wäre am 9.Januar 2019 neunzig geworden. Das Hörstück wurde als Rundfunkstück angeregt durch den Leiter der Hörspielabteilung im Hessischen Rundfunk, Christoph Buggert. Im August 1989 ging es über den Äther und erschien auf Langspielplatte, dann als CD beim Avantgarde Label ECM: Ein Hörspiel wie ein Popsong.
In seinem Essay "Harte Schnitte, ungezähmte Worte, Stimmen hört jeder. Pop im Hörspiel" nannte Herbert Kapfer "Der Mann im Fahrstuhl" ein "narratives Konzert".
Es war auch in der der Radiokunst bahnbrechend, die Hörspielredaktionen lernten daraus.
Das ist jetzt 30 Jahre her. Wie sehen Heiner Goebbels und Christoph Buggert heute den Beginn ihrer Zusammenarbeit zu Texten von Heiner Müller im Hessischen Rundfunk der späten Siebziger Jahre? Wie fängt sowas an? Julia Gabel hat sie befragt.


Heiner Müller, geboren am 9. Januar 1929 in Sachsen, international bedeutender Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Arbeitete als Schriftsteller, Journalist, Regisseur, Redakteur und Dramaturg. War 1990–1993 Präsident der Akademie der Künste/Ost und ab 1992 Leitungsmitglied des Berliner Ensembles. 1985 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Müller starb 1995 in Berlin.
Für seine Radioarbeiten mit Stoffen von Heiner Müller erhielt Heiner Goebbels viele Auszeichnungen, u.a. den Karl-Sczuka-Preis für "Verkommenes Ufer" (HR 1984) und "Wolokolamsker Chaussee I–V" (SWR/BR/HR 1989) und den Hörspielpreis der Kriegsblinden und den Prix Italia für "Die Befreiung des Prometheus" (HR/SWF 1985).
Der Dramatiker Heiner Müller
Heiner Müller 1993© dpa / Wolfgang Kluge