Heile Welt und wilder Wuchs

Von Jürgen M. Thie |
"Ein Garten ist eine Kunstnatur", meinte Robert Musil, und der Schweizer Landschaftsarchitekt Dieter Kienast schrieb: "Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage, denn er fordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten geworden ist: Zeit, Zuwendung und Raum."
Ausgehend von solchen Definitionen konzentriert sich das Hörstück kultur- wie zeithistorisch auf die sogenannte "Idee" vom Garten, wobei sich letztlich das Gesamtbild eines universellen Phänomens zusammenpuzzelt, in dem sich die Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies der Bibel ebenso offenbart wie die Beherrschung und Verschönerung einer wild wuchernden Natur.

Das Profane einer idealisierten Gartenidylle ist längst der Apotheose beraubt: "Wie viel Gestaltung ist notwendig und wie viel Freiheit sinnvoll?" wird im Kontext von Gartenidee und Gartentheorie zwar immer noch gefragt, wenn auch manchmal auf sehr banale Weise: "In welchem Ausmaß ist Unkraut zu jäten oder der Rasen zu mähen?".