Hauptsache Ich

Von Selfies und anderen Selbstbildnissen

Der Künstler Kani Alavi, Begründer der East Side Gallery, zeichnet in Berlin ein Selbstporträt auf großer Fläche.
Was macht die Faszination von Selbstbildnissen aus? © Regina Kusch
Von Regina Kusch und Andreas Beckmann · 04.09.2016
An jeder Ecke macht heutzutage irgendwer ein Selfie. Damit verallgemeinert sich eine Darstellungsform, die früher selbstbewussten Malern vorbehalten war. Vor der Renaissance gab es überhaupt keine Selbstbildnisse, später verbreiteten sie sich, auch in Film und Fotografie. Im 21. Jahrhundert ist das Selfie zum Massenphänomen geworden.
Was Künstler mit Bedacht arrangierten, schütteln Normalbürger heute aus dem Handgelenk und stellen es im Netz zur Schau. Das Selfie soll der Selbstinszenierung dienen, gerät aber oft zur Peinlichkeit. Einmal verbreitet, ist es kaum mehr aus dem Internet zu löschen. Ironischerweise wird es in einer Zeit hip, in der Philosophen den Menschen erklären, das Ich sei eine Illusion. Vielleicht möchten sich einige gerade deshalb ständig vergewissern, dass ihres doch existiert.
Produktion: DLF 2016
Mehr zum Thema