Grüß Gott, DDR

Von Tita Gaehme |
Gerade verheiratet, verliebt und fasziniert folgt die junge Österreicherin Renate Bronnen dem exzentrischen Dramatiker Arnold Bronnen 1956 in die DDR. Mit enthusiastischen Schilderungen des sozialistischen Aufbaus hat er sie "als Mitkämpferin in eine neue Welt" gelockt.
"An der Schwelle seines 7. Jahrzehnts" will Bronnen, der sich vorübergehend mit den Nazis verbrüdert hatte, dort neu beginnen. Im Glauben, seine Sprachkraft in den Dienst des Sozialismus zu stellen, hilft ihm sein expressionistisches Pathos, die Wirklichkeit zu schönen.

Brecht und Kulturminister Johannes R. Becher sind dem Freund der frühen 20er Jahre gesonnen geblieben, aber die übrige künstlerische Intelligenz der DDR schneidet ihn.

Zu enttäuscht vom Leben folgt Bronnen den früh gestorbenen Dichterfreunden im Oktober 1959 in den Tod.

Die junge Witwe bleibt mit ihren Söhnen in der DDR und erlebt im realen Sozialismus ein Kontrastprogramm der besonderen Art: das privilegierte Leben der "bevorzugten Intelligenz" mit Ehrenpension.

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