Goethes früher, fragmentarischer Faust als Hörspiel

Der Urfaust

Faust und Margarete (Marthens Garten, wo Gretchen die Frage stellt: 'Nun sag, wie hast du's mit der Religion?' (Vers 3415)). - Holzstich, um 1880/90, nach Zeichnung von Franz Simm (1853-1918).
Faust und Gretchen - nach einer Zeichnung von Franz Simm (1853-1918) © picture alliance / akg-images
In einer Bearbeitung von Alfred Andersch  · 01.01.2019
Goethes fragmentarisch gebliebener "Urfaust" entstand zwischen 1772 und 1775 parallel zu "Die Leiden des jungen Werthers" und nimmt das Lebensgefühl der Epoche des Sturm und Drang auf.
In Goethes "Urfaust", einer noch lückenhaften Version des späteren Faust-Dramas, erscheint Faust nicht mehr als der "Magier" des Volksbuches, sondern als der "dämonische Mensch", der seinem eigenen inneren Gesetz folgen muss, jedoch an der Begrenztheit und Bedingtheit des Irdischen scheitert und unvermeidlich in tiefe Schuld gerät. Die Faust-Gestalt tritt zurück hinter der Gretchen-Tragödie, die der Dichter unter dem Eindruck erschütternder, persönlicher Erlebnisse niederschrieb.

Der Urfaust
Hörspiel nach Johann Wolfgang von Goethe in einer Bearbeitung von Alfred Andersch
Regie: Ulrich Erfurth
Mit: Klaus-Jürgen Wussow, Charles Regnier, Gertrud Kückelmann, Elisabeth Flickenschildt, Hans Mahnke, Karl Bockx, Gerd Seidl, Kurt Haars, Hans-Helmut Dickow, Gerhardt Just, Maria Häussler, Edith Heerdegen, Günther Willmann, Hans Teichler, Bodo Knuth, Fred Goebel, Karl-Heinz Bernhard, Norbert Scheumann und Wolfgang Schwalm
Komposition: Mark Lothar
Ton: Walter Jost
Produktion: SDR 1959
Länge: 69'00

Johann Wolfgang Goethe, geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main, geadelt 1782. Nach einem Studium der Rechtswissenschaft in Leipzig und Straßburg arbeitete er als Advokat in Wetzlar und Frankfurt. 1775 folgte seine Berufung ins Ministeramt am Hof des Herzogs Carl August in Weimar, er leitete zudem das dortige Hoftheater. Neben seiner umfänglichen literarischen Arbeit, befasste er sich mit den Kunst- und Naturwissenschaften. Sein erstes Drama "Götz von Berlichingen" veröffentlichte er 1773 im Selbstverlag. Die bereits im "Urfaust" angelegte Gretchen-Tragödie wurde vermutlich verstärkt durch das Erleben der öffentlichen Hinrichtung einer Kindsmörderin 1772 in Frankfurt. Goethe starb am 22. März 1832 in Weimar.
"Goethe in der Campagna", das bekannteste Gemälde von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein  zeigt den Dichter Johann Wolfgang von Goethe.
Johann Wolfgang von Goethe© imago/United Archives International
Alfred Andersch (1914–1980) schrieb Hörspiele, Romane, Erzählungen und Reisebilder. Er war eine wichtige Stimme in der deutschen Nachkriegsliteratur mit der Erzählung "Kirschen der Freiheit" (1952) oder dem Roman "Sansibar oder der letzte Grund" (1957). Andersch war Mitbegründer der "Gruppe 47". Er arbeitete als Redakteur beim "Abendstudio" des Hessischen Rundfunks und war Gründer und Leiter der Redaktion "Radio-Essay" beim Süddeutschen Rundfunk. Als Publizist gab er u.a. die Literaturzeitschrift "Texte und Zeichen" heraus. Seit 1958 lebte er in Berzona/Tessin.
Undatierte Aufnahme des deutschen Schriftstellers Alfred Andersch. 
Alfred Andersch© picture-alliance / dpa