Friesischer Seebestatter mit sowjetischer Seele

Dewotschka und toter Mann

Der Seebestatter Broder Drees zeigt am Montag (03.03.2008) in Hamburg auf einer Seekarte die Position des Untergangs der Wilhelm Gustloff.
Der Seebestatter Broder Drees zeigt am Montag (03.03.2008) in Hamburg auf einer Seekarte die Position des Untergangs der Wilhelm Gustloff. © picture-alliance / dpa
Von Paula Schneider · 17.02.2017
Auf einem Schiff murmelt ein Mann in Schwarz mit weißem Schnauzbart eine Rede vor traurigen Gästen. Er lässt eine Urne zu Wasser, Blumen, Wodka - steht sehr gerade, im Arm ein Schifferklavier. Der Mann heißt Broder Drees und ist Seebestatter mit Leib und Seele.
Er seebestattet auch Hunde. Reist für seinen Beruf durch die ganze Welt. Für alte Hamburger ist er der berühmte Kneipier, der das Großneumarktviertel gerettet hat. Doch bei weitem nicht nur das. Kapitän ist er und Erfinder. Er erfand eine Urne aus Brotteig, unsinkbare Yachten und eine papierne Sonnenbrille. Vor allem war Drees der erste, der in Leningrad eine westliche Kneipe mit Hamburger Bier eröffnet hat.
Das war 1987, in einer Zeit voller wirtschaftlicher Versuchung, Spione, Mietmädchen und Gefahr. In seiner Erinnerung sind die spätsowjetischen Jahre seine schönsten. Später nannte er Putin seinen Freund, aber da ging es mit dem abenteuerlustigen Friesen schon bergab.
Produktion: DLF 2010