Film-Soundtrack „Blue” von Derek Jarman

Blue

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Von Derek Jarman · 14.06.2020
Der sehr persönliche Film-Soundtrack des Regisseurs Derek Jarman. In dem er auf ganz unterschiedlichen Ebenen sein fortschreitendes Erblinden und den nahenden Tod thematisiert.
1986 – kurz vor Weihnachten. Der Bühnenbildner, Maler und Filmemacher Derek Jarman erfährt von seiner HIV-Infektion. Weihnachten hat er noch nie leiden können. Er schreibt Tagebuch über Alltägliches und über die Krankheit: Symptome, Behandlungen, Torturen, Leiden, Gespräche. "Meine Netzhaut ist ein ferner Planet – ein roter Mars – aus einem Kindercomic – mit gelber Infektion – die am Rand Blasen schlägt – Ich sage: ‚das sieht aus wie ein Planet‘ – Der Arzt sagt: ‚oh, ich denke das sieht aus wie eine Pizza.‘" Seit 1992 war Jarman schließlich erblindet. Wie ein langes Gedicht hat Jarman diese Aufzeichnungen mit Geräuschen und Musik inszeniert.
Vielfach sucht er die Symbolik: "Blau ist die unendliche Liebe, in die der Mensch eintaucht – es ist das Paradies auf Erden." Schnell, noch vor seinem Tod, vereinnahmten die Kritiker seine Arbeit mit Schlagworten wie "Testament", "Vermächtnis" u.s.w. – Jarman revanchierte sich mit der Parole: "Nichts ist interessanter als die Ankündigung des eigenen Todes."

Blue
Von Derek Jarman
Übersetzung: Sven Rosenkranz
Regie: der Autor
Mit: Ulrich Matthes, Sylvester Groth, Wolfgang Condrus, Eva Mattes
Komposition: Simon Turner
Produktion: DeutschlandRadio Berlin/Radio France 1994
Länge: 76'34

Derek Jarman (1942–1994), britischer Filmregisseur und Künstler. Filme u.a. "Caravaggio" (1986), "The Last of England" (1987), "Wittgenstein" (1993).
Der britische Regisseur Derek Jarman im September 1991 während der Filmfestspiele in Venedig. 
Der britische Regisseur Derek Jarman im September 1991 während der Filmfestspiele in Venedig. © picture-alliance / dpa