Erschoss die Polizei Hussam Fadl in Notwehr?

Vier Schüsse und das Schweigen danach

Berlin: Kundgebung vor dem Berliner Polizeipraesidium am Montag den 10. Juli 2017 anlässlich der Einstellung des Verfahrens gegen Polizisten, welche im September 2016 Hussam Fadl bei einem Polizeieinsatz auf dem Gelände einer Flüchtlingsunterkunft erschossen haben.
Kundgebung vor dem Berliner Polizeipräsidium im Juli 2017 anlässlich der Einstellung des Verfahrens gegen Polizisten © imago / Christian-Ditsch
Von Ruth Waldeyer und Ulrike Ertl · 06.02.2021
Im September 2016 erschießt die Polizei den Flüchtling Hussam Fadl und verweist auf Notwehr. Doch in den Ermittlungen bleibt bislang offen, ob das Opfer überhaupt bewaffnet war.
Hussam Fadl wurde im Herbst 2016 in Berlin von Polizisten erschossen – in Notwehr, wie es heißt. Der Geflüchtete aus dem Irak sei mit einem Messer in der Hand auf einen Pakistaner losgegangen, der seine Tochter sexuell belästigt hatte. Aber es gibt Zweifel an dieser Version. Bisher ist nicht nachgewiesen, dass Hussam Fadl während des Tathergangs tatsächlich ein Messer bei sich trug. Fadls Witwe Zaman Gate und ihr Rechtsanwalt kämpfen um die Aufklärung. Doch die Behörden kooperieren nur schleppend. Bis heute liegt der Fall bei der Staatsanwaltschaft – unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Dabei rücken Verjährungsfristen heran. Eine rechtliche und emotionale Zerreißprobe für die Familie des Verstorbenen.
Detailreich aufgeschlüsselt rekonstruieren die Autorinnen die Tat und den Verlauf des Verfahrens. Welche Rolle hatte die Polizei? Und was passiert, wenn die Justiz in den eigenen Reihen ermitteln muss? Eine vielstimmige Geschichte mit ungewissem Ausgang.

Schwerpunkt: Polizeigewalt
Vier Schüsse und das Schweigen danach
Der Fall Hussam Fadl
Von Ruth Waldeyer und Ulrike Ertl
Regie: Philippe Brühl
Mit: Eva Meckbach, Inka Löwendorf, Viktor Neumann, Eckie Hoffmann
Ton und Technik: Martin Schulz und Ulrich Hieber
Produktion: RBB 2020
Länge: 54'25

Ruth Waldeyer arbeitet als Licht- und Tondesignerin, Musikerin/Performerin und Thaibox-Lehrerin. Sie studierte Darstellende Kunst an der HBK Braunschweig bei Anzu Furukawa und Marina Abramović.
Ulrike Ertl, geboren 1971 in Baden bei Wien ist Radiomacherin, Autorin, Musikerin und Performerin und lebt in Berlin. Sie studierte Performing Arts bei Marina Abramović.
Gemeinsam entwickeln die beiden Radiofeatures für RBB, WDR, reboot.fm und raudio aasland.