Eine polnische Besatzungszone im Emsland

Als Haren Maczków hieß

43:49 Minuten
Ein Radfahrer überquert am 02.04.2015 bei böigem Wind die Emsbrücke in Haren (Niedersachsen). Im Hintergrund ist die Kuppel des Emsland-Doms zu sehen.
Die Emsbrücke in Haren und der Emsland-Dom. © picture-alliance / dpa / Ingo Wagner
Von Margareta Bloom-Schinnerl · 23.04.2020
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Nach Ende des Zweiten Weltkrieges besetzten die Briten den nordwestdeutschen Raum. Kaum bekannt ist, dass sie den regulären polnischen Streitkräften eine eigene kleine Besatzungszone überließen. Drei Jahre lang hieß das Städtchen Haren an der Ems nach einem polnischen General: Maczków.
Im Mai 1945 wurden die deutschen Einwohner von Haren aufgefordert, binnen 24 Stunden ihre Wohnungen zu verlassen. Tausende von polnischen Soldaten, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, die in den KZs der Region interniert waren, zogen in die Stadt; später auch Flüchtlinge aus dem von den Kommunisten regierten Polen.
Während die angestammte Bevölkerung sich notdürftig und grollend in Häusern und Höfen der Umgebung einquartieren musste, entwickelte sich in ihrer Stadt unter polnischer Verwaltung ein blühendes Leben. Hunderte von Polen standen vor dem Traualtar im stolzen Emsland-Dom von Haren, das jetzt Maczków hieß. Kinder kamen zur Welt. Schulen wurden gegründet, Zeitungen, Zeitschriften und zahlreiche Theater- und Revuegruppen.
Benjamin Britten und Yehudi Menuhin gaben Konzerte in der polnischen Provinz im Norden Deutschlands.
Nach dem Abzug der Polen dauerte es Jahrzehnte, ehe sich die Harener diesem Kapitel ihrer Geschichte sachlich stellen konnten. 2016, als das Feature entstand, deutete noch nichts im Städtchen auf die Maczkow-Ära hin. Inzwischen ist ein Dokumentationszentrum geplant, an dem dafür vorgesehen Gebäude verweist eine Tafel auf die "polnische Zeit".

Als Haren Maczków hieß
Eine polnische Besatzungszone im Emsland
Von Margareta Bloom-Schinnerl

Es sprachen: Hüseyin Michael Cirpici, Kerstin Fischer, Maria Munkert, Wieslawa Wesolowska und Glenn Goltz
Ton und Technik: Wolfgang Rixius und Katrin Fidorra
Produktion: Dlf/NDR 2016

Margareta Bloom-Schinnerl, Jahrgang 1958, studierte Literaturwissenschaften, Politologie und Philosophie und arbeitete viele Jahre als Rundfunkjournalistin für den Hessischen Rundfunk. Heute lebt sie als Hochschullehrerin und Feature-Autorin im Emsland.