Gefälschte Stahlwerke und Bahnhöfe
Die vergessene Geschichte der Scheinanlagen
Von Rebekka Endler
Regie: Susanne Krings
Es sprachen: Rebekka Endler, Michael Kamp, Matthias Ponnier, Thomas Balou Martin, Hans-Gerd Kilbinger und Justine Hauer
Ton und Technik: Eva Pöpplein und Roman Weingardt
Redaktion: Wolfgang Schiller
Produktion: Deutschlandfunk 2018
Eine Wiederholung vom 04.12.2018.
Die vergessene Geschichte der Scheinanlagen
Leitbunker Krupp'sche Nachtscheinanlage Velbert © Holger Bräutigam
Gefälschte Stahlwerke und Bahnhöfe
37:22 Minuten

Velbert bei Essen im Jahr 1940: Mitten im Nichts, auf dem Rottberg, inszenieren die Nazis unter größter Geheimhaltung eine falsche Fabrik, mit nur einem Ziel: die Aufmerksamkeit der britischen Bomber abzulenken.
Sie sollen auf keinen Fall die zehn Kilometer entfernten Essener Kruppwerke, die sogenannte Waffenschmiede des Deutschen Reiches, treffen. Die Kruppsche Nachtscheinanlage ist nur eine von vielen, größtenteils vergessenen, streng geheimen Scheinanlagen im Zweiten Weltkrieg. Nachts leuchtet es hier hell und bunt, eine Eisenbahn dreht ihre Runden um dutzende Industrie-Sheddächer, oder etwas, das von oben wie Sheddächer aussieht. In Wirklichkeit ist alles eine elaborierte Attrappe.
Drei Jahre wird die aufwendige Anlage erfolgreich betrieben, die echten Kruppwerke bleiben vor Angriffen verschont. Erst das mobile Aufklärungsradar enttarnt die Attrappe 1943 und macht sie wertlos. Als die deutsche Luftwaffe die Anlage aufgibt, verschwindet alles so schnell und unauffällig, wie es entstanden ist.
Die Scheinanlage gerät jahrzehntelang in Vergessenheit, bis sich ein paar Hobby-Historiker 2012 auf Spurensuche begeben und ein Stück Geschichte bergen.
Rebekka Endler lebt in Köln und ist freie Journalistin und Autorin für Reportagen in Text und Audio. Ihre Reportage White Cop, Black Kids für Dlf Nova wurde 2017 mit dem RIAS Radiopreis für Transatlantischen Journalismus ausgezeichnet.