Die Textilkünstlerin Hannah Ryggen

Gewebte Geschichte(n)

49:44 Minuten
Besucher vor dem Kunstwerk Etiopia, 1935, vom Kuenstler Hannah Ryggen im Fridericianum am Friedrichplatz auf der documenta 13 in Kassel.
Hannah Ryggens "Etiopia" von 1935 auf der documenta 13, 2012. © imago/IPON
Von Marietta Schwarz · 11.10.2019
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Bei der schwedisch-norwegischen Künstlerin Hannah Ryggen kommt einiges zusammen, was sie momentan für den Kunstbetrieb interessant macht: Sie war Autodidaktin, Selbstversorgerin und die erste Frau in Norwegen, die das Weben politisch auflud.
Bei den Terroranschlägen von Anders Breivik in Oslo 2011 wurde im Regierungsgebäude auch ein Wandteppich beschädigt: „We’ re living on a star“, ein Werk der 1970 verstorbenen Künstlerin Hannah Ryggen. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass ausgerechnet diese Künstlerin Zeit ihres Lebens gegen den Faschismus anwebte. Ihre Tapisserien widmen sich, schon bevor Norwegen von den Deutschen besetzt wird, dunklen Kapiteln der Weltgeschichte und muten dabei wie moderne Comics an.
Hannah Ryggen lebte abgeschieden auf einer kleinen Insel nahe Trondheim. Das Spinnen, Färben und Weben brachte sie sich selbst bei. Zeitungen und Radio waren ihre Informations- und Inspirationsquellen. Was sie hörte und las, fügte sie am Webstuhl zu monumentalen Collagen, in denen sich Volkskunst, Moderne und politischer Aktivismus mischen.
Jetzt, fast 50 Jahre nach ihrem Tod, wird sie weltweit wiederentdeckt. Das passt zu einem Kunstmarkt, der sich auf vergessene Frauen, Textilarbeiten und traditionelle Techniken stürzt. Bei Hannah Ryggen steckt mehr dahinter.
Vom 26.9.2019 bis zum 12.1.2020 widmet die Schirn Kunsthalle Frankfurt der Künstlerin eine Einzelausstellung (Hannah Ryggen. Gewebte Manifeste).

Gewebte Geschichte(n)
Die Textilkünstlerin Hannah Ryggen
Von Marietta Schwarz


Regie: Nikolai von Koslowski
Es sprachen: Edda Fischer, Jonas Baeck, Marietta Schwarz,
Nicola Gründel, Justine Hauer, Sigrid Burkholder
Technische Realisation: Wolfgang Rixius und Roman Weingard
Redaktion: Tina Klopp
Produktion: Dlf 2019