Die künstliche Frau - Kulturgeschichte einer Männerfantasie

Sexy, nett und sie kocht auch gut

54:04 Minuten
Eine Frau backt in ihrer Küche Pizza.
Frische Pizza und ein frisches Lächeln von der Roboterfrau - ein Traum jedes Mannes? © imago / Jacques Alexandre
Von Rolf Cantzen  · 08.09.2019
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Makellos, sexy, gefügig. Wenn sie nicht gebraucht wird, steht sie ruhig in der Ecke. Die Roboterfrau. Kein Wunder, dass manche Männer sich welche anschaffen wollen. Bereits in der Antike wurden künstliche Frauen erwähnt.
Hesiod erzählte 700 vor Christus von Pandora. Sie wurde geschaffen von Hephaistos, dem Gott der Schmiedekunst und war somit eine der ersten künstlichen Frauen. Als sich die Menschen im 17. Jahrhundert den Körper als Maschinen vorstellten, lag die Fantasie einer mechanischen Frau nahe.
E.T.A. Hoffmanns künstliche Schönheit Olimpia stammelte zwar nur, aber das reichte, damit sich der Held heftig in sie verliebte. Der Maler Oskar Kokoschka ließ sich die unerreichbare Alma Mahler, Gattin des Komponisten, von einer Puppenmacherin nachbauen. Mit dem technischen Fortschritt seit Ende des 19. Jahrhunderts perfektionierten sich die Frauenpuppen in den literarischen Männerfantasien zu Frauenalternativen.
In der Science-Fiction-Literatur des 20. Jahrhunderts ist die künstliche Frau von der natürlichen nicht mehr zu unterscheiden. In ihrer Funktionalität entlarvend sind die künstlichen Frauen dann, wenn sie für 39,80 Euro im Erotikfachhandel zu erwerben sind.

Sexy, nett und sie kocht auch gut
Die künstliche Frau - Kulturgeschichte einer Männerfantasie
Von Rolf Cantzen
Regie: Rita Höhne
Es sprachen: Peggy Lucac, Martin Seifert, Axel Wandtke, Viktor Neumann und
Antje von der Ahe
Redaktion: Klaus Pilger
Produktion: Dlf 2005

Rolf Cantzen, 1955 im niedersächsischen Lingen an der Ems geboren, studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Germanistik in Hannover und Berlin. Er liebt Mehrdeutigkeiten, Irritationen, und Anarchistisches. Seine Art Kultur- und Geistesgeschichte lebendig, frech und ironisch zu erzählen, ist einzigartig im deutschen Radio. Egal ob er Sendungen über Einhörner macht, über die Arschkriecherei, die Schlaflosigkeit, Beleidigungen, den Giftmord – oder das Nichts: Der "Cantzen-Sound" ist sofort zu erkennen. Seine Radiosendungen leben von schnellen Anschlüssen, harten Schnitten, kurzen prägnanten Musiken und von seiner speziellen Art Umgangssprachliches neben Wissenschaftlichem zu platzieren und dadurch so manchen Aha-Effekt zu erzielen.
Drei von Rolf Cantzens schönsten Features werden als DREIERPACK an drei Septembersonntagen jeweils um 20.05 Uhr bei "Freistil" ausgestrahlt.
Am 8. September heißt es "Sexy, nett und sie kocht auch gut – Die künstliche Frau – Kulturgeschichte einer Männerphantasie", eine Sendung aus dem Jahr 2005, als es zwar noch keine Alexas oder KI-Geschöpfe gab, aber genug erstaunenswerte Ideen für ein großes Feature. In "Die hohe Kunst der Beleidigung – Ein kleiner Ratgeber" aus dem Jahr 2010, Sendetermin am 15. September, erfährt man viel über die Feinheiten mancher Unverschämtheiten.
In "Die hohe Kunst der Arschkriecherei – Eine geschmeidige Einführung", am 22. September im Programm, führt Rolf Cantzen schließlich in die unendlichen Tiefen menschlicher Abgründe.