Die Kinski-Bänder oder Gottes letztes Interview

Von Lorenz Schröter · 18.02.2009
San Francisco 1991. Ein Journalist telefoniert mit Klaus Kinski. Hollywoodstars sind nicht einfach. Sie stellen Bedingungen, verlangen Verträge, wollen auf das Titelbild. Und obwohl Kinski nur unter diesen Bedingungen ein Interview geben will, redet er viel und lang.
Über Hundescheiße in Paris, über Rilke, Coppola, Werner Herzog, über Fische, die man in Zeitungspapier einwickelt, über Großschnauzen und Nutten. Der Mann am anderen Ende der Leitung kann nur zuhören und den Windungen des Kinski-Mikrokosmos folgen. So ähnlich muss es den Propheten gegangen sein, die Gottes Wort empfingen. Gott stellte die Bedingungen für ein Interview.

Bei dem Telefonat erkältete sich Klaus Kinski, kurz darauf starb er. Die Bänder von diesem letzten Interview, zeigen einen Weltstar, der hustend und frierend stundenlang erklärt, dass er nicht mit sich reden lässt.

Regie: Thomas Wolfertz
Mitwirkende: Lorenz Schröter, Klaus Kinski
Produktion: Westdeutscher Rundfunk 2006
Länge: 48'05

Lorenz Schröter, 1960 in München geboren, lebt in Berlin. Bergsteiger, Marathonläufer, radelte um die Welt. Schreibt Opern, Bücher, Features und Hörspiele. Zuletzt: "Ich schreibe bald - du wirst staunen" (WDR 2008).

anschließend: "Ich bin so wild nach Deinem Erdbeermund" von Francois Villon
gelesen von Klaus Kinski
Länge: 4'06