Die Ausgräber von Gusen

Von Sibylle Tamin · 13.03.2009
Der Ort, in dem Christoph Mayer aufwuchs, liegt 20 Kilometer von Linz entfernt, der Stadt, die sich Hitler als Alterssitz bestimmt hatte. 1938 wurde in Gusen ein Konzentrationslager eingerichtet, es umfasste schließlich den ganzen Ort: mit Häftlingsbaracken, den Häusern des Wachpersonals, dem Krankenhaus, dem Bordell, dem Krematorium. Mehr als 37.000 Häftlinge starben im KZ Gusen.
Auf dem Gelände des abgerissenen Barackenlagers steht heute eine Gartensiedlung, die unversehrten Lagerbauten wurden zu Einfamilienhäusern und öffentlichen Gebäuden. Es sei, sagte der Bürgermeister, eine ganz schwierige Entscheidung gewesen, was aus dem ehemaligen Lagergelände werden sollte: ein Wohn- oder ein Industriegebiet. Die Idee, das Gelände zum Erinnerungsort zu machen, war gar nicht erst aufgetaucht.

Als 14-jähriger hat Christoph Mayer von dieser verdrängten Geschichte erstmals munkeln hören. Sie hat ihn nicht losgelassen.


Produktion: Deutschlandfunk 2009


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