"Der zerlumpte Schütze spricht dem Sheriff dreist ins Angesicht"

Robin Hood ist ein Prototyp. Ein Bilderbuchidol, das wie kein anderes für das Phänomen des "Sozialrebellen" steht, für legendäre Verklärung und mythische Überhöhung, wie sie die Kulturgeschichte des Banden(un)wesens prägt. An dem so genannten "Rächer der Enterbten" lassen sich aber nicht nur ewig aktuelle Fantasien und Projektionen, Tagträume und Utopien wie Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit, Zivilcourage und Klassenkampf, Superheldentum und Unsterblichkeit aufzeigen.
Der zwischen Fiktion und historischen Identifizierungsversuchen angesiedelte Bogenschütze, über den ein verwirrendes Konglomerat aus Balladen, Fabeln, Nachdichtungen und Kolportagen existiert, widerspiegelt auch ein Erkenntnisinteresse, dem der englische Historiker James C. Holt in seiner Robin-Hood-Biographie mit folgenden Worten eine relevante Richtung gab: "Allerdings ist die Frage, wer Robin Hood war, weit weniger bedeutsam als das beharrliche Fortleben der Legende, denn das ist das Bemerkenswerte an ihm, zumal es andere mit einbezieht.

Doch während die Legende überlebte, wechselten Vortragende und Publikum von einer Generation zur anderen, wie auch die Umstände, unter denen sie aufeinander trafen. Was als mündliche Überlieferung begann, feierte schließlich Auferstehung als Comic-Strip und Fernsehdrehbuch."