Der Sound der Stadt Wien

Magneto Mori: Vienna

Klanglandschaft Wien. Spiegelung eines Hundertwasser-Hauses im gegenüberliegenden Gebäude.
Klanglandschaft Wien. Spiegelung eines Hundertwasser-Hauses im gegenüberliegenden Gebäude. © EyeEm / Grażyna Myślińska
Von Mark Vernon · 02.07.2021
In seiner Soundscape-Komposition feiert der Klangkünstler Mark Vernon den morbiden Charme der Stadt Wien. Dafür hat er Tonbänder mit Stadtgeräuschen im Untergrund vergraben, zerfallen lassen, wieder zutage befördert und neu zusammengesetzt.
Gefundene Sounds und verlorene Klänge, vergrabene Erinnerungen, Magnetspuren: Mark Vernons Soundporträt der Stadt Wien ist eine De-Komposition. Auf einem magnetischen Tonband nahm der Klangkünstler Geräusche der Stadt auf. Das Band zerstückelte er und vergrub es zusammen mit Kühlschrankmagneten. So wurden Teile der Aufzeichnungen gelöscht oder verzerrt. Die mutwillig gebrochenen Klänge aus dem Heute vermischte Vernon mit alten Aufnahmen der Stadt, gefunden auf Flohmärkten, auf Diktiergeräten, Kassetten und Tonbändern. Mit solchen Techniken von Aneignung und Zerstörung erzählt der Klangkünstler Stadtgeschichten quer durch Zeit und Raum. Er zeigt akustisch, was entgegen aller Widrigkeiten bleibt.
Das Projekt erhielt Unterstützung durch das "Open Project Funding Programm" von Creative Scotland.

Magneto Mori: Vienna
Von Mark Vernon
Komposition und technische Realisation: Mark Vernon
Produktion: ORF Kunstradio 2020
Länge: 46'44

Mark Vernon lebt als Klangkünstler und Radiomacher in Glasgow, Schottland. Seine radiophonen Arbeiten umkreisen die Themen Klangarchäologien, mediale Nostalgie, Erinnerung. Gemeinsam mit Barry Burns betreut er seit 2015 den experimentellen Sender "Radiophrenia", der nur zeitweilig auf Sendung ist.
Für "Magneto Mori: Vienna" erhielt er den französischen Radiokunstpreis Prix Phonurgia Nova 2020 in der Kategorie Sound Art.