Der lange Schatten der Nürnberger Prozesse

Hornissengedächtnis

Von David Zane Mairowitz · 24.11.2015
"Sie hassen einander mit nicht nachlassender Leidenschaft, seit Jahrzehnten. Wie Hornissen, die sich an jede Kränkung erinnern, die ihnen ein Feind zugefügt hat."
Ein französisches Dorf nahe der Schweizer Grenze im Kriegsjahr 1940: Reveka ist ungarische Jüdin und hat bereits eine zweijährige Flucht quer durch ganz Europa hinter sich. Zacharias ist Jude mit Schweizer Pass, blauen Augen und dem sicheren Gefühl, dass ihm nichts passieren kann. Darum zögert er lange - zu lange, sagt sie - , bis er mit Reveka in die Schweiz flüchtet.
Hier werden beide interniert. Erst nach dem Krieg finden die beiden wieder zusammen, heiraten, bekommen ein Kind, kaufen ein Haus. Dann übernimmt Zacharias die traumatisierende Aufgabe, bei den Nürnberger Prozessen Hermann Görings Aussagen ins Französische zu übersetzen, Worte zu finden für das Unsagbare. Nach seiner Rückkehr aus der Hölle von Nürnberg ist ein gemeinsames Leben nicht mehr möglich. Reveka nimmt ihr Kind und geht.
Regie: der Autor
Mit: Erni Mangold, Hans-Michael Rehberg, Pippa Galli, Gerti Drassl, Alexander Scheer, Ljubisa Lupo Grujcic, Patrick Bongola, Giuseppe Rizzo, Roland Koch, Therese Affolter, Michèle Rohrbach u.a.
Produktion: SRF/ORF 2015
Länge: ca. 49'00

David Zane Mairowitz, geboren 1943, lebt in Avignon und Berlin.