"Der Jugend Glanz, der Sehnsucht irre Weisen"

Von Ricarda Bethke · 23.01.2009
Sie trafen sich viele Jahre lang jeden Sommer, um zu wandern. Es war, als ob sie eine unbefriedigende Gegenwart verließen und so weit in die Landschaften hinein- und in die Geschichte zurückgingen wie es die damaligen Grenzen zuließen, wobei ihr Romantisieren ständig mit der Realität zusammenstieß.
Als hätte der Satz des Novalis sie geleitet: "Es reicht nicht aus, dass die Gedanken zur Tat drängen, es muss auch dafür gesorgt sein, dass der Gedanke eine bedrängende Wirklichkeit in einen Schwebezustand versetzt."

So war dieses Wandern für sie: ein Schwebezustand. Loslaufen von einer kleinen Bahnstation aus in eine unbekannte, möglichst ferne Ferne, Tage und Nächte draußen im "Gebirg", schlafen auf der bloßen Erde im Wald. Als ob sie von der Ferienkultur des Staates DDR, den ihre Eltern aufgebaut hatten, wegwanderten. Dabei ähnelte das Zusammenleben der Wanderfreunde dem Leben der frühen Romantiker. Und die Erinnerungen an das gemeinsame Wandern blieben eine inspirierende Quelle für ihre künstlerische Arbeit auch dann noch, als sie sich lange vor 1989 getrennt und zerstreut hatten.


Produktion: Deutschlandfunk 2009