Der Eremit im Zentrum

Von Joachim Büthe · 08.04.2011
Carlfriedrich Claus (1930-1998) hat seine Heimatstadt, Annaberg-Buchholz im Erzgebirge, Zeit seines Lebens nur selten verlassen. In seiner Heimat war er, obwohl bekennender Marxist, politisch isoliert. Doch seine Einsiedelei war auch eine selbst gewählte.
Dennoch war er mit der Welt vernetzt. Er führte eine umfangreiche Korrespondenz unter anderem mit Franz Mon, Ernst Bloch, Raoul Hausmann und Hans Arp.
In seinem Souterrain schuf er ein unvergleichliches Werk, in dem Literatur, bildende und akustische Kunst, Philosophie und Mystik miteinander verschmelzen. In seiner Kompromisslosigkeit war er Beispiel und Ermutigung für die inoffizielle Kunstszene der DDR, und auch die offizielle hat ihn am Ende nicht völlig übersehen können.

In seinen letzten Jahren folgten dann noch Bundesverdienstkreuz, Ehrenbürgerschaft und die Aufnahme in die Welt der Kunst, zu der er eigentlich nicht gehören wollte. Für ihn war das Leben ein Experimentierfeld und sein Werk nur der Ausdruck dieses permanenten Selbstexperiments.

DLF 2011

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