„So führt er dieses Volk in ein Gelobtes Land"
Die Sowjetunion sehen und Stalin preisen, war für Antoine de Saint-Exupéry 1935 eins. Stalin sei für ihn ein Führer, wie er ihn in "Nachtflug" entworfen habe, heldischen Opfermut fordernd bis zur Selbstaufgabe. Die "prachtvolle Führergestalt" in "Nachtflug" verkörpere "die paradoxe Wahrheit", so André Gide, "dass das Glück des Menschen nicht in der Freiheit besteht, sondern in der Hingabe an eine Pflicht". Und Gide, der nach Saint-Exupéry Moskau besuchte, bekannte sich zum Sowjetsystem als Konkretisierung der kommunistischen Utopie. Klaus Mann sarkastisch: "Der größte lebende Schriftsteller machte sich zum Vorkämpfer des größten Staatsmanns aller Zeiten - Josef Stalin."
Während Saint-Exupéry seinen Grundgedanken, dass das Mitleid mit dem einzelnen Menschen die Gestaltung der Menschheit verhindere, in der Sowjetunion verwirklicht glaubte, sollte sich Gide später deutlich vom Stalinismus distanzieren. Vorerst aber antwortete Lion Feuchtwanger Gide mit seinem Reisebericht "Moskau 1937". Und Brecht spottete, dem alten Mann Gide sei im Land der Sowjets die wahre Freiheit entgangen: "jener universelle, ewige, unverkennbare Drang", mit dem Kapitalismus die Unfreiheit auf immer zu überwinden.