Schuld ohne Sühne
Wenn die Gespräche nicht für unsere Kinderohren bestimmt waren, wechselten die Großeltern in meinem Geburtsort im Norden von Kroatien ins Deutsche. Dabei fiel oft der Name Ruza. "Ruza hatte ihr lichtes Kleid mit kurzen Ärmeln an", flüsterte meine Tante, wenn sie sich mit ihren Verwandten über die Leute unterhielt, die eines Morgens in Frühling 1941 mit einem LKW fortgebracht worden waren. Mehr war nicht zu erfahren.
Als meine Freundin in den siebziger Jahren ihren Sohn David nennen wollte, warnte ihre Großmutter: "Wir sind immer gut beraten, neutrale Namen zu tragen." Und als Kroatien unabhängig geworden war, verkündete Franjo Tudjman: "Ich bin froh, dass meine Frau keine Serbin oder Jüdin ist."
Das kroatische Ustascharegime hatte mit der "Lösung der Judenfrage" bereits vor der Wannseekonferenz begonnen. Obwohl und weil sich die kroatische Gesellschaft dieser finsteren Geschichte vorauseilender Kollaboration bis heute nicht gestellt hat, bemüht sich die von einstmals fast 40.000 auf 3000 Mitglieder dezimierte jüdische Gemeinde um den Wiederaufbau der 1941 zerstörten Synagoge von Zagreb.
Das kroatische Ustascharegime hatte mit der "Lösung der Judenfrage" bereits vor der Wannseekonferenz begonnen. Obwohl und weil sich die kroatische Gesellschaft dieser finsteren Geschichte vorauseilender Kollaboration bis heute nicht gestellt hat, bemüht sich die von einstmals fast 40.000 auf 3000 Mitglieder dezimierte jüdische Gemeinde um den Wiederaufbau der 1941 zerstörten Synagoge von Zagreb.