Das Feature

Ruhe global. Oder: Vom Wandel im Bestattungswesen

Barbara Eisenmann |
Alles wird umgekrempelt, neu verteilt, ausdifferenziert und dereguliert. Alteingesessene Familienunternehmen kämpfen um ihr Erbe, neue Mitspieler tauchen auf, der Staat zieht sich zurück, Nischen etablieren sich und die ganz Großen streben nach einer allumfassenden Kontrolle: Bestattungsinstitute, Friedhöfe, Krematorien, die Trauerbranche, das Alter schlechthin: ein gigantischer Markt.
An den Grenzen herrscht reger Verkehr. Ein Berliner Billigbestatter macht sich das Kostengefälle zunutze, kauft massenhaft Särge in Polen und kremiert in Tschechien. Ein Bestattungsunternehmen aus Leverkusen organisiert Butterfahrten in ein holländisches Krematorium. Auch in Holland wird billiger kremiert. Und man kann den deutschen Friedhofszwang für Urnen umgehen. Der Marktführer Ahorn-Grieneisen betreibt seine Ausweitung der geschäftlichen Kampfzone auf ganz anderen Ebenen: Neben so genannten Bestattungsdienstleistungen bietet er nun auch "lebensbegleitende Dienste" an. Und derweil wissen viele Verwalter nicht mehr, wie sie die Friedhöfe im Land finanzieren sollen.