Das Feature

Partisan des Weltgeistes?

Von Christian Linder |
Carl Schmitt, der bedeutendste und umstrittenste deutsche Theoretiker des Politischen, lebte nach 1945 in Plettenberg im Sauerland, wo er 1888 geboren wurde. Er nannte sein Haus beziehungsreich "San Casciana", nach dem Ort, wohin sich Machiavelli einst zurückzog, als die Republik Florenz für ihn keine Verwendung mehr hatte.
Auch Schmitt gilt als Philosoph der Macht, der, zuletzt Professor für öffentliches Recht in Berlin, vor allem die juristischen Techniken erkundet hat, mit denen Macht errungen und gesichert wird. Nach dem II. Weltkrieg wurde er wegen seiner zeitweisen Nähe zu den Nazis als "Kronjurist des Dritten Reiches" und "nationalsozialistische Hure" beschimpft und tabuisiert. Gleichwohl pilgerten Scharen von "linken" wie "rechten" Jüngern seit den 50er Jahren nach Plettenberg, um das "Ungeheuer" leibhaftig zu sehen.

Auch seine Bücher wie "Politische Romantik", "Legalität und Legitimität" oder "Der Begriff des Politischen", in der Nachkriegszeit ergänzt durch eine "Theorie des Partisanen", blieben offen oder heimlich bewunderte Standardwerke der Rechts- und Politikwissenschaft - geprägt durch kaltes Denken einerseits und andererseits durch eine Sprache, die mythische Bilder anbieten konnte.