Das Feature

Minenfeld Koran

Christoph Burgmer |
Der Koran enthält für Muslime die durch den Propheten Mohammad geoffenbarten Worte Gottes. Nach dem Tode Mohammads wurde unter dem dritten rechtsgeleiteten Kalifen Othman eine heute noch gültige Textausgabe festgelegt. Die übrigen überlieferten Koransammlungen wurden vernichtet. Bis heute ist der Koran für gläubige Muslime ein heiliges Buch. Da der Text jedoch ausschließlich aus Konsonanten besteht und sich in semitischen Sprachen mit der Vokalisierung die Bedeutung der Worte ändert, ist der Text bis heute in einigen Teilen nicht eindeutig. Erst im dritten Jahrhundert nach dem Tode Mohammads wurden die Handschriften mit Vokalzeichen ausgestattet. Vor zwei Jahren wurde in deutscher Sprache, gestützt auf eine kritisch-philologische Methode, eine Aufsehen erregende Studie veröffentlicht. Darin wurden einige mysteriöse Stellen im Koran erklärt. Was aber, wenn die Paradiesjungfrauen eine spätere Erfindung des frühen islamischen Mittelalters sind? Untergräbt nicht jede sprachwissenschaftliche Untersuchung, die den Text wissenschaftlich fundiert umschreibt, die Legitimierung politischer Ziele mit Hilfe des Koran?