"Mein Grab im Urwald ist gegraben..."
"Don Hans ist ein böser Mann", erzählen die Leute in Concepción. Ein aufbrausender, unberechenbarer Greis sei er, ein alter Nazi und ein Waffennarr, der sich mit allen zerstritten habe. Hans Ertl, der zurückgezogen auf seiner Farm mitten im bolivianischen Urwald lebt, zählte in den 30er und 40er Jahren zu den bekanntesten deutschen Kameramännern. Er arbeitete für Regisseure wie Arnold Fanck, Luis Trenker und Leni Riefenstahl. Berühmt wurde der "Mann mit der entfesselten Kamera" durch einen Sprung von der Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. Mit der Kamera vor der Brust wollte er dem Wochenschau-Publikum zeigen, was ein Skispringer in der Luft erlebt. Nach dem Krieg, den Ertl als Sonderberichterstatter in Frankreich, Afrika und Russland filmte, war seine Karriere so gut wie beendet. Seit fast einem halben Jahrhundert lebt er in seinem selbstgewählten Urwald-Exil, wo er, inzwischen 92jährig, bis heute Rinder und Pferde züchtet. Ertls Lebensgeschichte ist eine Parabel von Schuld und Sühne, exemplarisch für die deutsche Vergangenheit dieses Jahrhunderts.