Das Feature

"Leben ist kein Gang durch freies Feld"

Eva Gerberding |
"Er konnte sich nicht entscheiden: weder für die Revolution noch gegen sie, weder für seine Frau noch für seine Geliebte." Boris Pasternak, ein Zerrissener? Seine Unfähigkeit zur festen Bindung an eine Idee hielten manche seiner Zeitgenossen für Opportunismus. Vielleicht war es dieses grundsätzliche Nicht-Engagement, das ihn befähigte, sich der stalinistischen Gesinnungsdiktatur zu entziehen. "Wie dieses Schicksal einen umbildet, wie es einen zum Gefangenen der Zeit macht...", schrieb er Anfang der dreißiger Jahre. Er überlebte den Terror zurückgezogen.
1956 sollte "Doktor Schiwago" erscheinen, der Roman eines Nicht-Helden. Die Redaktion von "Nowy mir" lehnte ihn ab. Stattdessen kam eine italienische Übersetzung heraus und bahnte den Welterfolg des Romans an. Pasternak sollte den Nobelpreis erhalten. Der Dichter wurde zum "Fall", als er aus dem sowjetischen Schriftstellerverband ausgeschlossen und gezwungen wurde, den Nobelpreis abzulehnen.

Es kommen zu Wort: Pasternaks Sohn Jewgeni, seine Enkelin Lena, die Verlegerin Inge Feltrinelli, der Korrespondent Gerd Ruge, der Regisseur Juri Ljubimow und der Slawist Rolf-Dietrich Keil.