Kreolismus oder brasilianische Identität
Das Buch "Herrenhaus und Sklavenhütte" des Soziologen und Kulturanthropologen Gilberto Freyre hat die neuere Geschichte Brasiliens wie kaum ein zweites beeinflußt. Vor allem sein Begriff einer "ethnischen Demokratie", in der es keinen Rassenhaß gibt, war wegweisend. Aus der Diskussion von Freyres Thesen ist der Beitrag von Darcy Ribeiro, dem weit über Brasilien hinaus bekannten Soziologen, hervorzuheben. Kulturell gesehen, schreibt Ribeiro in "Das brasilianische Volk", habe Brasilien drei Wurzeln: die Europäer, die Indianer mit ihrer tausendjährigen Erfahrung in den Tropen und die Schwarzen mit ihrer Religiosität und Musik. Aus dieser "fleischlichen und geistigen Mischung" seien die Brasilianer entstanden. Auch wenn nahezu alle Brasilianer "gemischt" sind, folgt daraus durchaus nicht ein harmonisches Zusammenleben. Die Ungleichheit zeigt sich deutlich in der "sozioökonomischen Apartheid". Und es gibt unzählige Ausdrücke, die den Begriff "Schwarz" vermeiden: ein Resultat des unter Dunkelhäutigen weit verbreiteten Gefühls der Unterlegenheit.