Jenseits der Wälder
"Kein Held und kein Eroberer, mehr betrachtend als tätig, früh geneigt, Besonderes zu verklären und vor dem Wirklichen in das Unwirkliche zu flüchten." Ernst Wiechert, der sich so skizziert, gilt als Repräsentant der "inneren" Emigration. Der Autor des Romans "Das einfache Leben" oder der "Hirtennovelle" zeigt, "als Hitlers Armeen schon sprungbereit standen, dass es auch ein anderes Deutschland gab, eines, das nicht dem Wahnsinn verfallen war". Dass Wiechert gegen die Nazis opponierte und dafür in Buchenwald büßen musste, ist nicht vorgezeichnet. 1922 schreibt er, die Demokratie sei "die Grundwurzel alles Übels". Er wünscht sich einen "führenden Einzelmenschen". 1933 betreibt er im Stil der Zeit geistige Aufrüstung, wenn er sich an die Jugend wendet, auf deren Hände der Pflug warte, "damit eine neue Saat in neue Ernte wachse". 1935 dagegen beschwört er vor der "NS-Kulturgemeinde" die Jugend, "sich nicht verführen zu lassen und nicht zu schweigen, wenn Ihnen das Gewissen zu reden befiehlt". "Wo steht der Dichter?" fragt irritiert der "Völkische Beobachter". Wiecherts Forderung nach Recht in rechtloser Zeit bringt ihn schließlich ins KZ. Goebbels notiert später: "Ich halte ihm eine Philippika... steche ihn geistig ab."