Die Zelle von Nonnenwerth
"Hier bin ich nun auf dieser kleinen Insel", schreibt Gräfin Marie d’Agoult an Saint-Beuve, "stellen Sie sich eine Rasenfläche von einer halben Meile Ausdehnung vor; darauf wächst vereinzelt dichtes Gesträuch, hinter dem sich ein weitläufiges Gebäude verbirgt, vor langer Zeit ein Kloster und heute ein Gasthof. Die Berge, die man von hier aus sieht, sind das Siebengebirge, und die Ruinen heißen Drachenfels und Rolandseck. Täglich sehe ich von meinem Fenster aus zehn bis zwölf Schiffe stromaufwärts oder abwärts fahren, aber keines legt hier an: Nonnenwerth und seine Bewohner haben keine Verbindung mit der Außenwelt."
Drei Sommer, von 1841 bis 1843, hat Marie d’Agoult mit Franz Liszt hier verbracht - wie George Sand gemeint hat, Sklaven ihrer Liebe. Angeregt von dem Ort, komponierte Liszt einige seiner schönsten Lieder. Und er schrieb das Stück "Die Zelle von Nonnenwerth" - eine leichte, liebesverspielte Melodie, durch die sich ein dunkler Ton zieht, eine Melancholie, die fasst, was Liszt auf der kleinen Insel im Rhein empfunden, gedacht und erlebt hat. Willkommen und Abschied in einem.
Nach dem letzten gemeinsamen Aufenthalt auf Nonnenwerth im Jahr 1843 trennten sich Liszt und die Gräfin d’Agoult.
Nach dem letzten gemeinsamen Aufenthalt auf Nonnenwerth im Jahr 1843 trennten sich Liszt und die Gräfin d’Agoult.