Das Feature

Die Wandzeichnungen des Bruno Schulz

Helga Hirsch |
Sogar die New York Times meldete es auf der Titelseite: Mitarbeiter aus Yad Vashem, dem Holocaust-Museum in Jerusalem, hatten im ukrainischen Drohobycz Wandzeichnungen des polnisch-jüdischen Schriftstellers und Malers Bruno Schulz gestohlen. Weil er als Jude umgekommen sei, heißt es in Israel, gehörten seine Bilder nach Israel. Denn Israel verstehe sich als Erbe jüdischer Tradition aus der ganzen Welt. Verständnis fand Yad Vashem bei den Stadtoberen von Drohobycz, die sich des Werks des "Fremden" gern entledigten, obwohl er in Drohobycz geboren wurde und dort lebte, bis er von der SS erschossen wurde. Demgegenüber meldeten sich in Polen Stimmen, die das jüdische Erbe in jenen Ländern halten wollen, in denen es entstand - in Mitteleuropa, der Region mit der größten jüdischen Diaspora vor dem Holocaust. Schließen sich die verschiedenen Interessen und Argumente aus? Wird eine Konkurrenz um das Erbe entstehen?

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pf-020122.rtf