Die lebendige Stadt der Toten
Im Zentrum Kairos liegen kilometerlang die muslimischen Friedhöfe, die heute die Totenstadt genannt werden. Die Totenstadt, und vor allem der Friedhof Imam Shafi, ist eine Nekropole mit dem Gesicht eines Dorfes, mit Cafés, Schulen, Moscheen und Märkten, in Besitz genommen vor allem von Landbewohnern aus dem Süden Ägyptens, den Saidis. Sie leben in den Grabhäusern der Toten und werden von der Stadtverwaltung mit Wasser und Strom versorgt. In Imam Shafi verliert sich das Gefühl, auf einem Friedhof zu sein. Freitags füllt sich das Viertel morgens mit einer Menschenmenge, die aus allen Winkeln der Stadt zusammenkommt, denn der riesige Flohmarkt überzieht auf einem Kilometer Länge die Gräber zwischen Imam Shafi und dem Rest von Kairo. Um vier Uhr tritt wieder Ruhe ein. Am Abend veranstalten drei Dutzend Sufis im Inneren des Heiligtums das Dhikr. Samstag früh findet dann das Viertel zu seinem normalen Rhythmus zurück.
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pf-000801.rtf
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