Das Feature

Die Buche der Jugend

Manfred Franke |
Im Juli 1936 beschlossen führende NS-Funktionäre, am Nordhang des Ettersberges ein Konzentrationslager zu errichten: "K.L. Ettersberg". Dagegen protestierte der Kulturbund Weimar: der Ettersberg sei eng mit Goethe verbunden. Himmler entschied sich schließlich für den Namen "K.L. Buchenwald/Weimar". Das "rote" Lager bestand nach der Befreiung im April 1945 als "Speziallager 2" bis 1950. Hauptschuldige an NS-Verbrechen, Wehrmachtsoffiziere und Wirtschaftsfunktionäre waren hier interniert neben Gegnern der sowjetischen Besatzungsmacht und der SED, auch Unschuldige. Ihr Schicksal kam nach der Wende ans Licht, als die Massengräber gefunden wurden. Bis dahin galt Buchenwald offiziell als "Gründungshort der DDR" - so Otto Grotewohl 1958 bei der Einweihung der Gedenkstätte.
Was der Ettersberg für Goethe bedeutete, belegen Gedichte wie "Wanderers Nachtlied", Briefe an Charlotte v. Stein und naturwissenschaftliche Aufzeichnungen. Und nicht zu vergessen: Eckermanns Beschreibung der Ausfahrt mit Seiner Exzellenz am 26.9.1827. "Das wäre der Baum!" hatte Goethe gesagt und auf "die prächtige Buche unserer Jugend" gezeigt, in die er und Charlotte ihre Namen geritzt hatten.