Der Mann mit Fußsohlen aus Wind
Gegen Ende seines Lebens wollte sich Bruce Chatwin (er starb 1989 in Nizza an Aids) als Arthur Rimbaud malen. Er hatte das Bild im Kopf, das Verlaine gezeichnet hat: Rimbaud als "Mann mit Fußsohlen aus Wind", der in seinem Werk die Parole "Ich ist ein anderer" ausgab, bis er mit dem Schreiben aufhörte, in Afrika verschwand und todkrank zurückkehrte. Auch Chatwin, der Autor von "Traumpfade" oder "In Patagonien", hatte ständig Aufbrüche ins Ungewisse und Fremde inszeniert. Er war ein Nomade, ein Getriebener, der am Ende seiner Reise, seines Lebens und Schreibens, im Rollstuhl saß und im Fieberwahn phantasierte, als Mönch in das Kloster auf dem Berg Athos zu gehen, um "als stille schwarze Katze" zwischen den weißen Klosterwänden zu gesunden. Von Werk zu Werk und im Leben war Chatwin ein Sammler, der die Welt phänomenologisch verstand. Das kam seinem Talent entgegen: seiner visuellen Intensität, seinem Interesse an Geschichte, seiner Neugier auf fremde Länder, auf das ganz Andere, seiner Vorliebe für Widersprüchliches, für Nebenwege als Hauptwege der Annäherung und des Schreibens.