Das Feature

Der Mann mit dem Eber

Kurt Kreiler |
Der „Skandal“: Shakespeare, der „Speerschwinger“ der Bühne, hat keine Ähnlichkeit mit dem schauspielernden Kleinbürger aus Stratford; er besitzt keine nennenswerte Biographie. Gegen das Häuflein der Stratfordianer, die eher den guten Namen Stratfords verteidigen als den des wackeren Testamentars, treten mit immer neuen Argumenten Anglisten auf, die schlüssig beweisen wollen, dass Shakespeares Dramen und Gedichte in Wirklichkeit von Francis Bacon oder von Marlowe geschrieben worden seien.
An dieser Stelle tritt auf: Edward de Vere, der Lord of Oxford, der Mann mit dem Eber im Wappen. In seiner Jugend war er ein Liebling von Königin Elisabeth, gleichermaßen beneidet wie angefeindet, später ein gerühmter Poet, ein Mann, der alles durfte – nur eines nicht: unter seinem ehrbaren Namen zügellose und den Hof kompromittierende Stücke veröffentlichen. Lord Oxford macht sich zum Sprecher seiner beiden Ichs. Er argumentiert mit seiner Biographie und mit Zitaten aus seinem Werk für seine Identität mit Shakespeare. Es ist zu zeigen, ob er im Turnier mit einem Stratfordianer (Samuel Schoenbaum) und einem Anglisten (Christian Enzensberger) den Sieg davontragen wird. Schützenhilfe leisten ihm Joseph Sobran und Frederik Hetmann.