Das Feature

Der Fall Herbert Häber

Paul Kohl · 23.11.1999
Produktion: Mitteldeutscher Rundfunk/ Deutschlandfunk 1999 Im Mai 1984 läßt Erich Honecker den 53jährigen Westexperten Herbert Häber in das Politbüro wählen und zugleich zum Sekretär des Zentralkomitees der SED. Seit Jahrzehnten wird Häber als DDR-Emissär von allen Bonner Politikern hoch geschätzt. Im Sommer 1984 bereitet Häber eine Honecker-Reise in die BRD vor. Das durch die Nachrüstung getrübte deutsch-deutsche Klima soll verbessert werden. KPdSU-Generalsekretär Tschernenko droht Honecker mit Absetzung, falls er noch weiter an der liberalen Haltung Häbers festhält. Nach seiner Rückkehr zwingt Honecker Häber, selbst das Entlassungsgesuch "aus gesundheitlichen Gründen" zu schreiben. Honecker läßt Häber in das Regierungskrankenhaus Berlin-Buch einweisen und anschließend in die Psychiatrie nach Bernburg: Als hoffnungsloser und unheilbarer Fall soll er dort für immer verschwinden. Heute ist Herbert Häber, der die Mauer durchlässiger machen wollte, als einstiges Politbüromitglied von der Berliner Staatsanwaltschaft im Rahmen eines Mauerschützen-Prozesses wegen Totschlags angeklagt.