Das Feature

Das Gewicht des Menschen

Martina Kempter |
Als Luchino Visconti 1947 in Begleitung weniger Mitarbeiter, darunter die später berühmten Regisseure Franco Rosi und Franco Zeffirelli, nach Aci Trezza kam, um einen möglichen Drehort zu erkunden, fand er in dem Fischerdorf von den Schäden und Entbehrungen der Kriegsjahre gezeichnete, hart arbeitende Menschen vor, die ihm, dem Fremden aus einer fernen Welt, misstrauisch-abwartend begegneten. Sie wurden zu Hauptdarstellern seines Films "La terra trema"/ "Die Erde bebt".
Der Film erzählt von der Arbeit und dem Leben dieser Fischer. Er ist ein Beispiel für ein "cinema antropomorfico", das den Menschen in den Mittelpunkt stellt und damit gegen ein "Kino der weißen Telefone" opponiert. Angesichts der kleinbürgerlichen Traumwelt des faschistischen Kinos forderte Visconti schon 1941 "eine revolutionäre Kunst, auf eine Menschheit bezogen, die leidet und hofft". "Geschichten von lebendigen Menschen" sollten erzählt werden und nicht von "Kadavern" - wie im Kino mit seinem Kulissenkitsch und Divenkult. Heute ist Aci Trezza ein Ort voller Erinnerungen an "La terra trema".