Choleriker

Eine aussterbende Spezies?

Der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel (von links), die amtierende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer
Harmonie statt Wutanfälle: Cholerische Politiker sind fast ganz aus dem Bild der Öffentlichkeit verschwunden. © picture alliance / dpa/ Wolfgang Kumm
Von Michael Reitz · 29.06.2014
Der Choleriker gilt als unangenehmer Zeitgenosse, der seine Umwelt terrorisiert, bei jeder Kleinigkeit hochgeht und oft ungestraft davon kommt: brüllende Chefs, handgreifliche Fußballprofis oder ungehaltene Politiker. Eine Kulturgeschichte des "Cholerikerismus" mit kleinen und großen Tobsüchtigen.
Der Choleriker will das Spiel der Konventionen nicht mitmachen und riskiert dabei manchmal sehr viel. Was das öffentliche Leben anbelangt, scheint sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges geändert zu haben. Unvorstellbar, dass Angela Merkel einen Journalisten anschnauzt, wie es die Politiker Herbert Wehner und Franz-Josef Strauß des Öfteren taten; ein Skandal wäre es, wenn ein Schauspieler, wie einst Klaus Kinski, einen Zuschauer von der Bühne herunter als "dumme Sau" bezeichnen würde.

Gibt es wirklich weniger Choleriker? Müssten sie nicht eine willkommene Farbe in einer Welt sein, die zunehmend grauer und emotional gleichförmiger wird? Und vor allem: Sind Choleriker immer und nur jähzornig? Sind sie ein Ventil, ohne das die Zivilisation nicht auskommt? Eine Kulturgeschichte des "Cholerikerismus" mit kleinen und großen Tobsüchtigen.
Produktion: DLF 2011