Bewunderung des ausgestreckten Mittelfingers

Von Dieter Jandt |
Man hat gehofft, die Zeit der medialen Ekelpakete sei vorbei. Doch die Bohlens und Co. sind immer noch da. Wir pflegen ein zwiespältiges Verhältnis zu ihnen, in der Politik, im Sport und im Showbiz. Wir verabscheuen einerseits ihre Rüpelhaftigkeit und bewundern sie andererseits, während sie uns beleidigen und das als Masche betreiben.
Wir empören uns über den Stinkefinger und würden ihn auch gern zeigen, öffentlich. Wir verurteilen den Macho und finden Ekel Alfred noch heute Kult. Mit JR Ewing in der TV-Serie 'Dallas' sind solche Typen in den 80er-Jahren hoffähig gemacht worden.

Sie haben sich bis heute gehalten, weil wir sie wollen. So arbeiten wir uns an Ekelpaketen ab und die Medien helfen uns dabei. Über sie kommunizieren wir indirekt oder "parasozial", wie die Soziologen sagen. Die Unsympathen brauchen uns als Publikum und wir sie als Blitzableiter, damit sich grundsätzlich nichts ändern muss. In der Politik geben Generalsekretäre oft das Ekelpaket.

Doch auch Geläuterte gibt es, die später Ellbogentypen kritisieren.


Regie: Nora Bauer
DLF 2010


Das Manuskript zur Sendung:

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