Als Nelson Mandela Terrorist war

Von Christian Gasser · 23.05.2010
Man hatte sie gewarnt ­ Nelson Mandela sei ein blutrünstiger Terrorist, der den Sturz der Apartheid anstrebe und sich an der weißen Minderheit rächen wolle. Vor allem an ihnen, den weißen privilegierten Kindern der Buren. 1990 wurde dann ein weißhaariger, milde lächelnder Mann aus dem Gefängnis entlassen, 1994 zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt ­ und die Rassentrennung gehörte offiziell der Vergangenheit an.
Seit einigen Jahren beginnt sich das weiße Südafrika dieser Vergangenheit zu stellen. Schriftsteller, Comic-Autoren, Musiker verarbeiten ihr Aufwachsen zwischen Privilegien und Repression, setzen sich mit der Schuld ihrer Eltern, ihrer eigenen Passivität und der Identität als weiße Südafrikaner auseinander. Jahrzehntelang hatte ihr Regime Nicht-Weiße unterdrückt und ausgegrenzt. Der ideologische Überbau der Rassentrennung durchdrang aber auch das Leben der Afrikaander-Familien. Regierung, Kirche und Schule malten das Bild einer von inneren und äußeren Feinden bedrohten Heimat und bekämpften mit calvinistischer Strenge Mode, Popmusik und Sittenverfall.

Auf einem Festival lernte der Autor Christian Gasser junge Comic-Autoren aus Südafrika kennen, deren persönliche Lebensgeschichten ihn auf die Spur von "Als Nelson Mandela Terrorist war" führten.