Hörspiel nach Allen Ginsberg

Die wilden Augen! Die heiligen Schreie!

90:15 Minuten
Portrait des Autors Allen Ginsberg (1956)
Der Autor Allen Ginsberg (1956) © picture-alliance / United_Archives
Von Allen Ginsberg |
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• Literatur • Allen Ginsbergs Gedichte „Howl“ und „America“ fangen die düstere, rauschhafte Atmosphäre des nächtlichen New York ein. Seine Sprache schwankt zwischen Verzweiflung und Versöhnung und lädt zu einer Reise durch Schuldgefühle und Halluzinationen ein.
„Ich sah die besten Köpfe meiner Generation, zerstört von Wahnsinn, hungernd hysterisch und nackt“ – so beginnt „Howl“ (dt. Geheul), das bekannteste Gedicht von Allen Ginsberg. Er trug es öffentlich zum ersten Mal am 7. Oktober 1955 auf dem Six Gallery reading in San Francisco vor und löste damit einen Skandal aus: Vielen erschien seine Sprache verstörend und obszön.
„Amphetaminhigh an U-Bahnen gekettet“, so heißt es in „Howl“, und genauso roh und rauschhaft beschreibt Ginsberg das nächtliche New York und den amerikanischen Kontinent – zwischen Schuld und Verzweiflung, zwischen Ekel und Halluzination. Dennoch ist sein Gestus freundlich, und auch „Howl“ endet mit einer großartigen Versöhnung, dem „Holy-Holy-Holy“. Ginsbergs Texte sind eine Einladung zu einer illustren Höllenfahrt.
„Die wilden Augen! Die heiligen Schreie!“ versammelt in Neuübersetzungen seine bekannten Texte wie „Howl“ und „America“ und zeigt zugleich seine weniger bekannte Lyrik und Prosa.
Ich hatte meine Chance, ich hab sie vertan, so viel Chancen & ich nahm keine davon ernsthaft wahr. ja, was war ich überwältigt, fast verlor ich den Verstand vor lauter Angst
ich vergab die Chance, so unsterblich sie war, irgendjemand hat sie vergeben.
Allen Ginsberg warnt euch
Macht es mir nicht nach
mein Sterben.
31. März 1992

Die wilden Augen! Die heiligen Schreie!
Von Allen Ginsberg
Übersetzung aus dem Englischen: Jürgen Schmidt, Caroline Hartge, Durs Grünbein, Clemens J. Setz, Stefan Hyner, Michael Kellner, Carolin Callies und Sibylla Vričić Hausmann
Bearbeitung und Regie: Michael Farin
Mit: Ulrich Noethen, Michael Rotschopf, Ulrich Matthes, Alexander Hacke, Thomas Heinze und Kai Wiesinger
Musiker: Danielle de Picciotto, Ghazi Barakat und Gordon W.
Komposition: Alexander Hacke
Ton und Technik: Alexander Brennecke und Susanne Beyer
Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2022
Länge: 89’10
Eine Wiederholung vom 03.04.2022

Allen Ginsberg (1926–1997) gilt als Leitfigur der Beat-Generation. Sein Werk ist von Klassischer Moderne, Romantik, Jazz, Buddhismus und jüdischer Tradition geprägt, auch seine offene Homosexualität, linksgerichtete Politik sowie Beschäftigung mit Zen, Yoga und bewusstseinserweiternden Substanzen beeinflussten sein Schaffen. Auf eine Autobiografie verzichtete er, überzeugt, dass sein literarisches Werk bereits alles Wesentliche enthält.

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