69. Hörspielpreis der Kriegsblinden

"AUDIO. SPACE. MACHINE"

Die Autoren Zeitblom und Wittmann.
Der diesjährige Preis für Radiokunst geht an Georg Zeitblom (l.) und Christian Wittmann (r.) © Mirjam Siefert
24.06.2020
"AUDIO.SPACE.MACHINE" von wittmann/zeitblom , eine Produktion von Deutschlandfunk in Koproduktion mit NDR und SWR, gewinnt den Hörspielpreis der Kriegsblinden – Preis für Radiokunst. Das gab eine 15-köpfige Jury unter Vorsitz der Kulturwissenschaftlerin Gaby Hartel bekannt.

Hörspielpreis der Kriegsblinden im Podcast
Die renommierte Auszeichnung, getragen von der Film- und Medienstiftung NRW und ab diesem Jahr vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV), wurde coronabedingt in einem Podcast verliehen, der ab sofort abrufbar ist.

"In besonders geglückten Momenten überschreitet das Hörspiel die Grenzen von Körper, Raum und Zeit", erklärte die Jury ihre Entscheidung: "Dann zieht es sein Publikum mithilfe von Musik, Geräuschen, von zwingenden Rhythmen und den Timbres der Schauspieler*innen-Stimmen tief in einen unendlichen Erfahrungsraum.

[…] Lange bevor die Coronakrise solche Ermüdungserscheinungen durch Rezeptionspsychologen erläutern ließ, haben wittmann/zeitblom mit ihrer künstlerischen Forschung zur Bauhaus-Bewegung einen lebendigen Radionerv getroffen. Basierend auf gründlichen Recherchen erzählen sie frei von verklärender Nostalgie den komplexen kulturellen Gründungsmythos der Moderne mit den tiefenwirksamen Mitteln des Hörspiels.

[…] Mit Humor und ohne in einer allwissenden Belehrungsperspektive zu erstarren, machen die Künstler konsequent erlebbar, wie viel der hochfliegenden Bauhauskonzeption im Heute zu finden ist. "Audio. Space. Machine." ist also kein historisches Stück. Es ist brandaktuell: Indem sie den vergangenen Stoff in unsere Zeit fortschreiben, geben Wittmann / Zeitblom uns ein Werkzeug an die Hand, mit dem wir, im Rückblick auf Geschehenes, unsere Zukunftsmöglichkeiten durchdenken können."

"AUDIO.SPACE.MACHINE":
100 Jahre Bauhaus. Der ehemalige Direktor Walter Gropius braucht eine Festrede. Er trifft Moholy-Nagy, Mies van der Rohe und andere Weimarer Kollegen auf der Suche nach Inspiration. Doch die Realisierung der Moderne hat nicht nur die Bauhaus-Ideen verändert. Selbst seine Künstlerfreunde scheinen nicht mehr aus Fleisch und Blut, sondern in der Maschinerie aufgegangen zu sein. In 18 Tracks beleuchten die Autoren 100 Jahre Maschine-Mensch-Beziehung, das idealistisch-utopische Denken der Bewegung, ihre Mythen und Manien. Dafür schaffen sie ein mechanistisch-digitales Klanguniversum, assoziative Sound-Labore und kombinieren Texte von Oskar Schlemmer, Wassily Kandinsky und weiteren Bauhaus-Künstlern der 20er Jahre mit Zitaten u.a. von John Cage, Bazon Brock und dem KI-Experten Martin Rees.

AUDIO.SPACE.MACHINE - Ein Bauhaus Konzeptalbum
100 Jahre Bauhaus. Der ehemalige Direktor Walter Gropius braucht eine Festrede. Er trifft Moholy-Nagy, Mies van der Rohe und andere Weimarer Kollegen auf der Suche nach Inspiration. Doch die Realisierung der Moderne hat nicht nur die Bauhaus-Ideen verändert.

© Martin Walz

Neben "AUDIO.SPACE.MACHINE" gehörten in diesem Jahr "Das Ende von Iflingen" (SWR) und die Komödie "Die Entgiftung des Mannes" von Holger Böhme (MDR) zu den weiteren nominierten Hörstücken. Weitere Informationen zu den Autorinnen und Autoren, die vollständigen Jurybegründungen und Streams zu den nominierten Hörspielen finden Sie unter hier.

Über den Hörspielpreis der Kriegsblinden
Der Hörspielpreis der Kriegsblinden wurde 1950 gegründet und wird seit 1952 jährlich an ein für einen deutschsprachigen Sender konzipiertes Original-Hörspiel verliehen, das in herausragender Weise die Möglichkeiten der Kunstform realisiert und erweitert. Von 1952 bis 2019 war der Bund der Kriegsblinden Träger des Preises. 1994 kam die Film- und Medienstiftung NRW als weiterer Träger hinzu. In diesem Jahr übernimmt der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) die Mitträgerschaft vom BKD und würdigt dessen Leistungen, den Hörspielpreis der Kriegsblinden zur wichtigsten Auszeichnung im deutschsprachigen Raum entwickelt zu haben. Die 70. Verleihung im kommenden Jahr wird zugleich den Einstieg des DBSV in die aktive Trägerschaft markieren.

Die Jury des 69. Hörspielpreises der Kriegsblinden besteht aus den blinden Juroren Paul Baumgartner, Joachim Günzel, Hans-Dieter Hain, Dietrich Plückhahn, Siegfried Saerberg, Dörte Severin, Thade Rosenfeldt und den Kulturschaffenden Gaby Hartel (Kulturwissenschaftlerin, Vorsitzende der Jury), Thomas Irmer (Freier Journalist, u.a. Theater der Zeit), Eva-Maria Lenz (Freie Journalistin, FAZ, epd), Doris Plöschberger (Suhrkamp Verlag), Diemut Roether (epd medien), Hans-Ulrich Wagner (Universität Hamburg, Hans Bredow-Institut), Isabel Zürcher (Kritikerin, Lektorin und Publizistin), Jenni Zylka (Journalistin, Autorin und Moderatorin).
"AUDIO.SPACE.MACHINE" (Redaktion und Dramaturgie: Sabine Küchler) lief erstmals am 12. Januar 2019 im Deutschlandfunk, eine Wiederholung ist am 11. Juli 2020 um 20.05 Uhr zu hören. "AUDIO.SPACE.MACHINE" war im vergangenen Jahr bereits als Hörspiel des Monats Januar ausgezeichnet worden.